2. Tag: Brenner-Grenzkammstraße
Strecke: 44 km, 1804 hm
Matrei - Gries - Obernberg - Flachjoch - Brenner-Grenzkammstraße - Brennerbad - Enzianhütte
Der Brenner ist seit Urzeiten einer der wichtigsten Übergange über die Alpen. Der Verkehr drängt sich im Tal dicht zusammen. Als Biker hatte man damals von Matrei aus fast nur die Möglichkeit die Bundesstraße bis Gries zu benutzen, so schmal ist hier das Tal. Die Autobahn windet sich weit oben auf Stelzen zur Pass-Höhe hinauf. Wir bewältigten zügig in einer reichlichen halben Stunde den Transfer auf der mitunter stark befahrenen Bundesstraße bis Gries (inzwischen sind Radwege entstanden - siehe Transalp München - Venedig). Zwischen St. Jodok und Gries schiebt sich das Tal so eng zusammen, dass definitiv kein Platz für einen Radweg ist. In Gries zweigt die Route rechts ins Obernberger Tal ab. Die berühmte Brenner-Grenzkammstraße auf über 2000 m war unser Ziel. Nach dem Ersten Weltkrieg kam Süd-Tirol bekanntlich zu Italien. Mussolini ließ in seinem Größenwahn eine Vielzahl von Militäranlagen mit den dazugehörigen Verbindungswegen an der neuen, gebirgigen Grenze des Welsch-Landes bauen, die militärisch nie ihren Zweck erfüllen sollten. Nach jahrzehntenlangem Dornröschen-Schlaf erfreuen die alten Militär-Pisten heute die Mountainbiker in etwas friedlicheren Zeiten. Von der österreichischen Seite aus ist der Zugang jedoch immer mit teils heftigen Schiebe-/Tragestücken gespickt. Wir wählten diesmal den Weg übers Flachjoch (2124 m). Dieses Joch macht allerdings seinem Namen wenig Ehre. An der Hochleger-Alm muss man den Kopf schon ziemlich in den Nacken legen, um die italienische Grenze zu sehen. Die Mühen der knapp 200 hm Schieben/Tragen hatten es in sich, sind aber beim finalen Blick von oben ins Brenner-Tal schnell vergessen. Ein gewaltiges Panorama baut sich auf, hinüber zu den Zillertaler Alpen, im Rücken die Tribulaune. Der Militärweg zum Schlüsseljoch ist bei guter Sicht deutlich auszumachen. Das würde der nächste Pass sein, dann ins Pfitschtal.
So ziemlich das einzige Mal auf unserer Tour trafen wir jede Menge Mountainbiker an. Von Sterzing, Gossensass oder Brennerbad aus lassen sich die Vielzahl der Militärstraßen bestens fahrbar erklimmen. Mit einem kam ich ins Gespräch, da mich der Übergang übers Sand-Jöchl interessierte. Dieser müsste eine interessante Alternative zum Flachjoch darstellen, da man dort die Brenner-Grenzkammstraße in ihrer vollen Pracht bergab genießen kann. Er bestätigte mir dies und wies zur Sicherheit darauf hin, nicht zur Wechsel-Alm abzubiegen, sondern in Richtung Brennerbad auf der Hauptstrecke zu bleiben. Nach mehrer Foto-Stopps genossen wir die traumhafte Abfahrt bis zum "Silbergasser" an der Brenner-Bundesstraße, wo wir rasteten. Mit einer ausgezeichneten Gemüsesuppe im Magen waren wir gut gewappnet für die Auffahrt in Richtung Zirog. Eine kurze Passage die belebte Straße hinab (auch hier gibt es mittlerweile einen Radweg) und bald konnten wir nach links unter der Autobahn hindurch die Auffahrt in Angriff nehmen. Der Asphaltbelag wechselte bald zu einer langsam zerbröckelnden Piste, die aber immer gut fahrbar blieb. An der Zirog-Alm war die Enzian-Hütte schon in Sichtweite, unser heutiges Tagesziel. Normalerweise ist das Schlüsseljoch noch am selben Tage locker zu schaffen. Wir zogen es vor eine kurze Etappe einzuschieben. Ob wir im Pfitschtal problemlos Unterkunft bekommen würden, war nicht klar, schließlich ist im August in Italien "Ferragosto". Also bezogen wir hier ein preiswertes Zimmer, betrieben Bike- und Wäschepflege und genossen den warmen Nachmittag in der Sonne. Nach und nach trudelten noch andere Mountainbiker ein, die auch hier Quartier machten, so dass ausreichend Gelegenheit zum Fachsimpeln bleib.
Varianten Brenner Grenzkamm
Inzwischen kenne ich diese Region in- und auswendig. Auf der Übersichts-Karte sind Varianten zu sehen, die ich in späteren Jahren ausprobiert habe, z.B. eine Variante mit Auffahrt über Sattelalm zum Sattelberg. Die Abfahrt in der Nähe des Sandjochs ist dabei ein schöner Trail. Auch der Trail vom Portjoch ins Pflerschtal ist interessant, wird jedoch mit einer knackigen Schiebepassage aus dem Obernberger Tal zum Portjoch erkauft.
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Nebenrouten