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Das Nachfahren der Touren geschieht auf eigenes Risiko. Siehe auch die Hinweise im Haftungsausschluss.

Trail Transalp Tirol


6. Tag: Spronser Joch

Strecke: 25,7 km, 1007 hm
Pfelders - Spronser Joch - Dorf Tirol - Meran

  • 22 %: Straße
  • 22 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
  • 8 %: Feldweg, Schotter
  • 48 %: Trail, Pfad
  • Schiebe-, Tragepassagen
    - zwischen Bockhütte und Spronser Joch (ca. 600 hm)
  • GPS-Track: 06TRAIL.gpx

siehe auch Variante: Hinweise weiter unten, eingezeichnet auf Übersichtskarte, separates Höhenprofil

  • GPS-Track: 06TRAIL-ALTERNATIV.gpx (Eisjöchl)

Übersichtskarte

schwarz: Hauptroute
rot: Varianten

06 Trail Transalp Tirol

06Trail SpronserJoch


Text und Fotos: Roland Schymik

Das Wetter ist stabil und wir sind guter Dinge. Nur über dem Eisjöchl hängt immer noch eine Wolke fest. Auf dem Schotterweg bis zur Lazinser Alm treten wir noch mal richtig kräftig in die Pedale. Die Steigung ist gering und die schöne alpine Landschaft fliegt geradezu an uns vorbei. Kurz vor der Alm ist die Abzweigung zum Spronserjoch. Am Abend zuvor schon hatten wir überlegt dieses statt dem Allerweltsübergang Eisjöchl anzugehen. Die Trail Transalp Tirol wird zur richtig runden Sache, wenn wir von Seefeld nach Dorf Tirol bzw. Meran fahren. Die ursprüngliche Variante mit Shuttle aus dem Vinschgau zum Stilfser Joch und dann den Goldseetrail runter erscheint uns nach den ständigen Diskussionen um eine Bikesperrung des Goldseetrails als sinnlos.
Wir beschließen uns auf der Lazinser Alm (1860 m) nach dem Weg zu erkundigen. Dort berichten sie uns, dass wir vom Spronser Joch nach Meran sicher alles tragen müssen, da das ein ganz grober Weg sei mit vielen Stufen und Steinplatten. Wir finden, dass das sehr verlockend klingt. Trotz eingehendem Abraten der erfahrenen Wanderer treten wir den Weg zum Spronser Joch an. Landschaftlich soll der Weg bombastisch sein und selbst wenn wir alles tragen müssten, wie uns versichert wurde, wären wir sicher noch vor Einbruch der Dunkelheit in Dorf Tirol. Zudem gibt es auf dem Abstieg noch zwei bewirtschaftete Hütten. Da der Weg auf unseren mitgenommenen Karten nicht ganz drauf ist, kaufen wir an der Hütte noch schnell die passende Wanderkarte.
Dann geht es los. Wir fahren die erste Serpentine zur Eisjöchl-Auffahrt und biegen dann auf einen Trail ins Lazinser Tal. Wir folgen dem Weg Nr. 42, der uns bis zum Spronser Joch führen soll. Das Tal entlang können wir noch alles fahren, da für die Almwirtschaft ein grober Traktorweg mit wenig Steigung vorhanden ist. Nach einer Bachüberquerung, bei der wir die Schuhe ausziehen müssen um durch die Furt zu kommen, heißt es 600 hm die Bikes hochtragen. Das Spronser Joch glänzt die ganze Zeit im strahlenden Sonnenschein, auch wenn wir teilweise im Schatten gehen müssen. Wir steigen über Plattenstufen, große vom Gletscherschliff geglättete Felsplatten und Almpfade. Immer dem Weg Nr. 42 hinterher. Die Aussicht ist fantastisch. Vor allem die Erenspitz in unserem Rücken mit ihrer markanten, Pyramiden ähnlichen Form und im Vordergrund die Hohe Weiße sind sehr eindrucksvoll. Der Pass selber ist eine große Steinplatte mit vielen markanten Steinmandln drauf. Wir erreichen ihn im strahlenden Sonnenschein und glauben fast nicht, was wir sehen. Unter uns liegen die Spronser Bergseen im schönsten Abendlicht. Für dieses Panorama fehlen uns alle Worte.  Wir hüpfen alle vier auf dem Joch herum und rufen, "Geil! Super! Wow!..." Oliver macht jede Menge Fotos und ich nutze den Hintergrund für Interviews mit den Dreien.

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 Dann geht es zur Abfahrt. Das erste Stück ist seilgesichert und stark ausgesetzt. Für wenige Fahrtechnik-Profis sicherlich machbar. Wir steigen hier für ganze fünf Meter ab. Es sollen die einzigen fünf Meter bleiben auf dem über 2000 hm langen Downhill vom Spronser Joch nach Dorf Tirol. Hohe Steinstufen und stark verblocktes Gelände verlangt Fahrern und Fahrrad einiges ab. Die Spitzkehren sind durchweg fahrbar, allerdings durch die vielen Steine sehr anspruchsvoll. Bis zur Oberkaserhütte ist der Trail mit der Markierung Nr. 6 komplett im oberen S3 Niveau.
Es folgen endlos viele Steinplatten mit super nervigen senkrechten Wasserrinnen. Das kostet den einen oder anderen Schlauch. Appi hat kurz hintereinander gleich zwei Durchschläge. Das verschlingt Zeit und die Sonne ist langsam hinter den um uns liegenden 3000ern verschwunden. Im unteren Bereich ist der Trail Nr. 6 wieder angenehmer zu fahren. Wunderbare Stufen, so hoch das mein Kettenblatt das eine oder andere Mal anschlägt, enge Spitzkehren und nicht mehr so viele nervige Wasserrinnen. Im Wald wird es kurz sogar richtig flowig, bis wir auf einem Schotterweg rauskommen, der uns bis nach Dorf Tirol führt.
Appi's hintere Bremsbeläge sind komplett herunter gebremst. Leider haben wir für sein Bremsenmodell keinen Ersatz dabei. So ist für ihn das letzte Stück nicht ganz so spaßig wie für uns. Doch wir sind überglücklich. Von Dorf Tirol rollen wir noch bis Meran. Einen Riesenhunger haben wir. Was für ein Downhill, was für ein Tag, und was für eine "ultimativ geile und super flowige Trail Transalp Tirol", womit Appi das passende Schlusswort findet.


6. Tag:  Variante Eisjöchl

Strecke: 54,8 km, 1406 hm
Pfelders - Lazinser Alm - Eisjöchl - Eishof -Vorderkaser - Pfossental - Schnalstal - Burg Juval - Naturns - Meran

  • 15 %: Straße
  • 40 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
  • 10 %: Feldweg, Schotter
  • 34 %: Trail, Pfad
  • Schiebe-, Tragepassagen
    - zwischen Lazinser Alm und Eisjöchl (ca. 1000 hm)
  • GPS-Track: 06TRAIL-ALTERNATIV.gpx

06Trail eisjoch


Das Eisjöchl ist ein legendärer Alpenübergang für Mountainbiker. Einerseits mit 2902 m einer der höchsten "fahrbaren" Pässe, andererseits durch die relative Leichtigkeit, mit der das Joch erreicht werden kann. Bei meiner schon erwähnten "verunglückten" Alpentour im Jahre 1996 hatte mich das so gewurmt, es auslassen zu müssen, dass ich noch im September desselben Jahres das Joch in einer Solotour bezwungen habe. Sicher einer der Auslöser für meine beginnende Transalp-Leidenschaft, die mein Leben komplett verändern sollte. 1997 war ich dann gleich noch einmal oben. Dann sollten einige Jahre vergehen, bis ich wieder dort stehe. Wir starten in Pfelders am zeitigen Morgen. Es wird ein strahlender Tag. Kein Wölkchen trübt den himmlischen Frieden. Noch ist es frisch. Genau richtig, um gemütlich auf der bequemen Forststraße bis zur Lazinser Alm zu fahren. Ab hier ist der Weg eine alte Militärpiste. Man sieht es deutlich an der gesamten Anlage des Weges, der extreme Steigungen möglichst vermeidet. Die bedauernswerten Soldaten mussten ja eine Menge militärischen Gerümpels mit sich herumschleppen bzw. sogar Geschütze nach oben wuchten. Das geht nun mal nicht durch eine Felswand. Der Zahn der Zeit hat natürlich an der Piste genagt. In jedem Winter liegt der Schnee meterhoch auf der Strecke. Schmelzwasser und starke Regengüsse führen unweigerlich zu Erosionsschäden. Heutzutage wird die wichtige Wanderstrecke instand gehalten. Weiter oben werden wir Arbeiter treffen, die die Trasse ausbessern. In manchen Beschreibungen liest man, dass die 1000 Höhenmeter von der Lazinser Alm bis zum Eisjöchl fast komplett fahrbar sein sollen. Das mag für den einen oder anderen zutreffen, die ohne schweren Rucksack unterwegs sind und das vielleicht auf einer Tagestour versuchen. Die übergroße Mehrheit wird das nicht schaffen, schon gar nicht auf einer Transalp, bei der man einiges an Gepäck auf dem Rücken zu tragen hat. Dazu kommt noch, dass alle paar Meter Steinplatten senkrecht in den Untergrund eingelassen sind, um den Weg nicht zum Sturzbach während der Schneeschmelze oder bei Regenfällen werden zu lassen. Da wäre er bald dahin. Man müsste ständig das Vorder- und Hinterrad anlupfen, um nicht mit dem Kettenblatt aufzusetzen. Den Kräfteverschleiß kann man sich ausmalen. Wir schieben also gemütlich bergauf und sind sogar schneller als die meisten Wanderer. In gut zwei Stunden sind wir an der Stettiner Hütte, die nur einen Steinwurf vom Eisjöchl entfernt in der Sonne liegt. Es ist heute erstaunlich warm hier oben, ich muss nicht mal eine leichte Jacke überziehen. In der Senke vor dem Joch liegt überhaupt kein Schnee. Ich sehe zum ersten Mal den Weg komplett vor mir liegen.

06 P1010631 1000px 350px Eisjöchl Stettiner Hütte06 P1010648 350px

Auf der überfüllten Terrasse machen wir frühe Mittagsrast. Wir lassen sie kurz ausfallen, damit wir nicht einrosten vor einer der Traumabfahrten für Mountainbiker in den Alpen. Sie ist eine der schönsten und längsten in diesem Teil der Alpen. Das einzige Manko ist, dass an schönen Tagen wie heute viele Wanderer unterwegs sind. Diese fahren mit dem Auto bis zum Parkplatz Jägerrast im Pfossental und machen sich dann auf den Weg. Zum Glück bleiben die meisten an den Eishöfen hängen. Da ist heute ein Trubel, dass man meint, Hansi Hinterseer will ein Livekonzert geben. Appi und ich haben nicht vor, die Höhenmeter ins Vinschgau alle auf der Asphaltstraße zu vernichten. Deshalb nehmen wir uns Zeit, die Alternativen zu erkunden. Nach der Jägerrast zweigt der Weg 24 ab, der als Meraner Höhenweg ausgewiesen ist. Er kommt unserer Vorstellung von einer Trailabfahrt entgegen. Es finden sich zwar ein paar verblockte Stellen, aber Wanderer kommen uns nicht in die Quere, sie sind alle weiter oben beschäftigt. Bei Nassreid müssen wir dann doch auf die Straße wechseln. Kurz nach dem Tumlhof stoßen wir auf die Schnalstalstraße, die wir kurzerhand hinab rollen. Zwischen Neurateis und Altrateis verlassen wir die Straße wieder und fahren auf dem Wanderweg 3 weiter, in Richtung Burg Juval.

06 eisjoch P1010652 350px Burg Juval

Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob das Befahren so seine Richtigkeit hat und frage deshalb einen Bauern, der auf der Wiese steht. Der meint: "Das passt scho." Wir sind deshalb einigermaßen beruhigt. Der Weg schlängelt sich an der Bergflanke entlang, ist teilweise richtig schmal. Es stellt sich heraus, dass es ein Waalweg ist. Das Wasser wird teils ober- und teils unterirdisch zur Bewässerung in die tieferen Lagen geleitet. Das ist natürlich eine heikle Sache. Aus gewöhnlich gut informierten Kreisen hatte ich zwar vernommen, dass es in Italien damals keine gesetzliche Regelungen gäbe, die das Radfahren einschränken. Das Problem ist aber mehr oder weniger latent vorhanden und tritt vor allem dann auf, wenn Massenphänomene entstehen. Im Zweifel also lieber einmal zuviel absteigen und Rücksicht nehmen, Rücksicht nehmen, Rücksicht nehmen! Wir kommen gut durch, müssen uns aber konzentrieren, da es links teilweise steil den Hang hinab geht. Dann erreichen wir offenes Gelände und Juval. Das ist die Privatburg des Herrn Messner. Ein Bild wie auf einer Postkarte, fast schon ein wenig kitschig. Wir verzichten auf den Besuch des Messner-Mountain-Museums und beschäftigen uns damit, den rechten Weg hinab in den Vinschgau, zur Etsch zu finden. Ein Pfad führt direkt an der Burg Juval vorbei und scheint ein uralter Karrenweg zu sein, der uns zum Sonnenhof führt. Hier wechseln wir auf den Weg 1 nach Staben, der als ordentliche Rüttelpiste bis in das kleine Örtchen in der Nähe von Naturns führt. Direkt am Bahnhof spuckt uns der Trail aus. Auf dem Vinschgau-Radweg radelt es sich dann zum Abschluss bequem und entspannt bis nach Meran.


Übernachtungstipps:

Gästehaus Rieder - Verdistraße 54, Tel. 0039-0473-446107        www.haus-rieder.com