Mit dem Tandem über den Reschenpass an den Gardasee
Die Alpen mit dem Fahrrad zu überqueren ist eine der eindrucksvollsten Möglichkeiten, eine Radreise zu unternehmen. In kurzen Abständen wechseln Lebensräume, Landschaften und Kulturkreise. Hat man den Alpenhauptkamm in südlicher Richtung hinter sich gelassen, umfängt einen mediterranes Klima. Die Sonne wärmt die Haut und die Luft erscheint weicher.
Wege über die Alpen gibt es viele, mit dem Mountainbike habe ich schon einige befahren. Das waren eindrucksvolle Touren in hochalpinem Gelände. Sie führten mich in einsame, abgelegene Bergtäler wie z.B. das Val di Rezzalo bei Bormio. Nur schade, dass ich diese Eindrücke nicht mit meiner Frau teilen konnte. Für sie stellen die Strapazen einer Rucksacktour auf Schotterpisten kein erstrebenswertes Ziel dar.
Deshalb kreiselte in mir schon lange der Plan, eine Route zu finden, die wir gemeinsam fahren könnten. Am besten mit unserem Mountainbike Tandem. Leistungsunterschiede können damit ausgeglichen werden. Außerdem würde das Gefühl, gemeinsam etwas erreicht zu haben, am stärksten sein.
Die Etappen sollten nicht zu lang ausfallen, damit noch Zeit zum Erholen und Besichtigungen bliebe. Schnell war mir klar, dass der Weg über den Reschenpass führen muss. Schließlich sollte die Tour am Gardasee enden, dem Traumziel und klassischen Endpunkt fast aller meiner Transalps.
Um die vorhandenen Radwege der Via Claudia im Inntal und an der Etsch nutzen zu können, wollten wir in Seefeld in Tirol starten. Das war eine Bedingung von Simi: „Kaum Schotterpisten, wenig Autoverkehr!“
Also radelte ich die Strecke während einiger schöner Spätsommertage ab. Danach war mir klar, wie eine optimale Etappengestaltung für uns aussieht.
Strecke
Seefeld – Imst – Landeck – Reschenpass – Meran – Kaltern – Trento – Gardasee
Länge: ca. 340 km
Höhenmeter: ca. 2500 hm
Etappen: 6
Ebenfalls geeignet zur Befahrung mit Trekking- und eBikes!
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute (siehe auch die Detailkarten bei den einzelnen Etappen)
Höhenprofil
Wegeverteilung
Übersicht der Etappen
1. Tag: 63,6 km, 444 hm
Seefeld – Mösern – Telfs – Innradweg – Imst – Landeck
2. Tag: 59,7 km, 1164 hm
Landeck – Ried – Pfunds – Martina (CH) – Norbertshöhe – Nauders – Reschen
alternativ: mit Postbus nach Nauders (Fahrradmitnahme zwischen Landeck und Pfunds möglich)
Nauders – Reschen: 7,5 km, 163 hm
3. Tag: 51,1 km, 245 hm
Reschen – Reschensee – Glurns – Göflan – Latsch
4. Tag: 28,3 km, 71 hm
Latsch – Kastelbell – Tschars – Naturns – Töll – Algund – Forst – Meran
5. Tag: 62,4 km, 259 hm
Meran – Burgstall – Frangart – Eppan – St. Michael – Kaltern – Kalterer See – Neumarkt – Salurn
6. Tag: 74,5 km, 336 hm
Salurn – Lavis – Trento – Rovereto – Mori – Loppio – Passo San Giovanni – Nago – Torbole
Nachfahren der Tour
Folgendes ist im Webshop verfügbar:
- GPS-Tracks
- Kartenscans
- Finisher Bikeshirt
Prolog
Jeder Mann kann eine Frau dorthin bringen, wo sie ihn haben will.
Dustin Hoffman (*1937)
Als ich die Planungen für diese Tour abgeschlossen hatte, wurde aus dem Projekt ein festes Vorhaben, für das wir uns mehr und mehr begeisterten. Als wir im Freundeskreis darüber sprachen, kam zu unserer Überraschung sofort Interesse auf mitzufahren. Bald waren wir ein gutes Dutzend mit unterschiedlichsten Leistungsvoraussetzungen, die gemeinsam die Alpen mit dem Fahrrad überqueren wollten. Die Überquerung des Alpenhauptkammes sollte auf einfachem Wege möglich sein. Dafür gibt es eine bequeme Lösung: mit dem Bus von Landeck nach Nauders und dann entspannt auf dem Radweg über den Reschenpass. In einer sonnendurchfluteten Woche Ende Juli ging für uns der Traum in Erfüllung. Gemeinsam mit unseren Freunden radelten wir über die Alpen zum Gardasee. Sechs Tage lang mit durchschnittlich 60 Kilometer pro Tag dauerte dieses Vergnügen an.
Anreise nach Seefeld
Der bekannte Wintersportort Seefeld eignet sich ausgezeichnet als Startort für diese einfache Alpentour. Er ist gut mit dem Auto oder per Bahn zu erreichen. Es gibt eine Vielzahl von Hotels, so dass man entspannt am Vortag anreisen kann. In aller Ruhe kann man die Ausrüstung und Fahrräder ein letztes Mal checken, um sich dann am anderen Morgen in den Sattel zu schwingen. Wir reisen im Laufe des Tages an und genießen den Sommertag im Olympiabad.
1. Tag: Seefeld – Landeck
Strecke: 63,6 km, 444 hm
Seefeld – Mösern – Telfs – Innradweg – Imst – Landeck
- 20 %: Straße
- 78 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 2 %: Feldweg, Schotter
- 0%: Trail, Pfad
- GPS-Track: 1-Tandem.gpx
- auf Nebenstraße bis Mösern (ca. 60 Höhenmeter)
- dann rasante Abfahrt ins Inntal bis Telfs
- hier Wechsel auf Inntal-Radweg, der bis Landeck führt
- Rast z.B. bei ca. 35 km am Römerbadl
- Übernachtung mit Halbpension – Hotel Mozart
Übersichtskarte
Höhenprofil
2. Tag: Königsetappe über den Reschenpass
Strecke: 59,7 km, 1164 hm
Landeck – Ried – Pfunds – Martina (CH) – Norbertshöhe – Nauders – Reschen
alternativ: mit Bus nach Nauders (siehe Hinweise weiter unten)
Nauders – Reschen: 7,5 km, 163 hm
- 27 %: Straße
- 57 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 15 %: Feldweg, Schotter
- 1 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: 2-Tandem.gpx
- Inntalradweg über Ried, Tösens nach Pfunds
- weiter über die Schweiz nach Martina
- hier links ab über die wenig befahrene Nebenstraße via Norbertshöhe (1405 m) nach Nauders und weiter bis Reschen
Übersichtskarte
Höhenprofil
3. Tag: Reschensee – Vinschgau
Strecke: 51,1 km, 245 hm
Reschen – Reschensee – Glurns – Göflan – Latsch
- 2 %: Straße
- 83 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 15 %: Feldweg, Schotter
- 0 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: 3-Tandem.gpx
- Radweg am Reschensee entlang, weiter ins Vinschgau komplett auf Etsch-Radweg
- teils steile Abfahrt bis Glurns – schönes mittelalterliches Stadtensemble, hier Kaffeerast
- weiter an der Etsch entlang über Prad bis Latsch
Übersichtskarte
Höhenprofil
4. Tag: Meran – Die Perle Südtirols
Strecke: 28,3 km, 71 hm
Latsch – Kastelbell – Tschars – Naturns – Töll – Algund – Forst – Meran
- 1 %: Straße
- 99 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 0 %: Feldweg, Schotter
- 0 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: 4-Tandem.gpx
- kurze Etappe auf Radweg bis Meran
- Ankunft gegen Mittag, danach ausreichend Zeit zum Stadtbummel etc.
Übersichtskarte
Höhenprofil
5. Tag: Südtiroler Unterland
Strecke: 62,4 km, 259 hm
Meran – Burgstall – Frangart – Eppan – St. Michael – Kaltern – Kalterer See – Neumarkt – Salurn
- 10 %: Straße
- 90 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 0 %: Feldweg, Schotter
- 0 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: 5-Tandem.gpx
- Radweg bis kurz vor Bozen, dann über Kaltern zum Kalterer See, Badestopp
- entspannt weiter über Neumarkt (schöner alter Stadtkern mit Laubengängen) bis zur Grenze Südtirol/Trentino
Übersichtskarte
Höhenprofil
6. Tag: Und ewig lockt der Gardasee
Strecke: 74,5 km, 336 hm
Salurn – Lavis – Trento – Rovereto – Mori – Loppio – Passo San Giovanni – Nago – Torbole
- 3 %: Straße
- 97 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 0 %: Feldweg, Schotter
- 0 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: 6-Tandem.gpx
- entspanntes Rollen auf Radweg bis zum Gardasee, etwas längere Etappe als sonst, aber kaum noch Höhenmeter
- Wer erblickt in Nago zuerst den Lago?
- Ankunft in Torbole am Strandcafe
Übersichtskarte
Höhenprofil
Fazit
Auch diese Tour von Seefeld über den Reschenpass an den Gardasee hat den Namen Transalp verdient. Sicher ist die Strecke für diejenigen keine große sportliche Herausforderung, die sonst mit dem Mountainbike auf Schotterpisten und Trails die Alpen bezwingen.
Aber diese Route bietet die Möglichkeit, den Traum von einer Transalp gemeinsam mit seiner Partnerin/seinem Partner zu erleben, die die extremen körperlichen Anstrengungen einer MTB-Transalp nicht auf sich nehmen können oder wollen. Ob so oder so, das Ziel zählt: den Lago aus eigener Kraft und gemeinsam zu erreichen. Logistisch gibt es auf der Route keine Probleme. Überall verläuft parallel eine Bus- oder Bahnlinie, so dass man Strecken überbrücken kann. Die Radwege sind gut ausgeschildert und zur Sicherheit gibt es ja GPS-Tracks und Kartenscans.
Wenn man noch ein paar Tage zum Relaxen am Gardasee dranhängen kann, ist das Glück vollkommen.
Wandern am Monte Casale
Rückreise
Je nachdem, wie sich die individuelle zeitliche Planung gestaltet, kann man das verschieden regeln. Nimmt man sich etwas Zeit für die Rückfahrt, kann man das bequem mit Zug und Bike erledigen. Zum Beispiel könnte man mit dem Rad bis Rovereto fahren. Danach ginge es mit der Regionalbahn weiter zum Brenner. Den Weg nach Innsbruck kann man per Bike oder Zug erledigen. Vom Innsbrucker Bahnhof fahren Züge nach Seefeld.
Wie das funktioniert, wird hier von mir detailliert beschrieben:
Transalp Albrecht-Route – Rückreise
Die andere Möglichkeit ist, das per Shuttle zu erledigen.
Shuttle-Services
Ich kann ich aus persönlicher Kenntnis und Erfahrung empfehlen:
Folgende deutschsprachige Anbieter organisieren einen Rücktransport vom Gardasee und auf Anfrage teilweise einen individuellen Gepäcktransport auf der Strecke:
- www.bikeshuttle.it: mit Sitz in Mals am Reschenpass – Tel: 0039-320-3114552
- www.bikeshuttle.at: mit Sitz in Nauders am Reschenpass, TRANSALP-HOTLINE: 0043-664-1217050
Ein besonders toller Service wird hier angeboten.
PKW-Überführung vom Start- zum Zielort: www.transalp-shuttle.com Tel: 0043-676-6877008
Das klappt bestens, wie ich selber mehrfach erleben durfte. Rechtzeitige Anmeldung ist sinnvoll. Sie sind in der Sommersaison schnell ausgebucht.
Außerdem gibt es direkt vor Ort in Torbole noch folgenden Anbieter:
- Shuttle Express Andre Conti (spricht sehr gut deutsch) – Kleinbus für 8 Personen mit Klimaanlage, auch Transalpshuttle:
Sitz: Torbole sul Garda – Tel.: +39 329 1635392