3. Tag: Das Glarner Sahnehäubchen
Strecke: 73,8 km, 2109 hm
Glarus - Sool - Engi - Matt - Risetenpass - Weisstannen - Mels - Landquart - Schiers
- 24 %: Straße
- 44 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 27 %: Feldweg, Schotter
- 5 %: Trail, Pfad
- Tragepassage über ca. 300 Höhenmeter beim Aufstieg zum Risetenpass (ca. zwischen km 23,3 und 24,3), ca. 1 Stunde für Geübte
- GPS-Track: 3-Glarus-Schiers.gpx
Alternative bei schlechtem Wetter:
- siehe Hinweise am 2. Tag
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Varianten (falls vorhanden)
Der Tag verspricht schön zu werden. Am Morgen sind zwar noch ein paar Restwolken am Himmel, aber gegen die Sonne haben sie keine Chance.
Blick zurück über die Linth: der schneebedckte Tödi im Hintergrund ist mit 3613 m der höchste Gipfel der Glarner Alpen
Zu dritt radeln wir los. Wir folgen der von Darko ausgetüftelten Route. Er hatte im Laufe des Frühjahrs und Sommers verschiedene Wege über die Glarner Alpen erkundet. Darkos Vorschlag, die Glarner Alpen über den Risetenpass zu überwinden, sollte sich als einzig sinnvoller Übergang herausstellen, auch wenn das mit einer deftigen Schiebe- und Tragepassage verbunden ist. Aber noch sind wir nicht dort. Über Sool, Engi und Matt pirschen wir uns heran und machen dabei schon gut fünfhundert Höhenmeter auf abwechslungsreicher, gut fahrbarer Strecke. In Matt prallt die Sonne mit Macht auf uns hinunter. Wir füllen am Brunnen unsere Wasserflaschen auf und los geht es mit dem steilen Aufstieg ins Chrauchtal.
Im Chrauchtal
Langsam gewinnen wir an Höhe und erreichen bei der Riseten-Unterstafel einen ersten Abzweig zum Pass. Bei Darkos Recherche hat sich dieser als unfahrbar erwiesen. Nach Kartenlage müssen wir noch ein paar hundert Meter den normalen Talweg weiterfahren. Auch der Blick auf die Topokarte in meinem GPS bestätigt meine Vermutung. Tatsächlich erreichen wir den richtigen Abzweig nach wenigen Minuten. Dabei haben wir eine malerische Hochebene erreicht, wo Almwirtschaft betrieben wird.
Chrauchtal - Unterstafel
Gleich meint man, Winnetou und Old Shatterhand müssten eben angeritten kommen, aber die beiden erscheinen dann doch nicht. Die einzigen Menschen treffen wir an der Alp Riseten, wo eine Schrifttafel davon kündet, dass hier in der Nähe im Winter in den 1920er Jahren ein Schweizer Flugpionier notlanden musste und sich mit gebrochenen Beinen bis nach Matt retten konnte. Eine übermenschliche Leistung. Nicht ganz so übermenschlich, aber auch nicht ohne ist die Bezwingung des Risetenpasses mit dem Bike. Bis in eine Höhe von knapp 1900 Metern führt ein breiter Almweg, den man mit Mühe fahren kann.
Riseten - Mittlere Stafel: der Pass ist schon zu sehen
Nach einer Linkskehre ist dann Schluss mit lustig.
Riseten: das Schieben beginnt
Gnadenlos steil ist der Pfad durch die Almwiesen bis zur Passhöhe auf 2189 Metern. Ausgesetzt ist er nicht, aber teilweise so schmal, dass man das Bike Stufe um Stufe empor wuchten muss. Jetzt weiß ich endlich, wo der Schweizerische Ausdruck "das Bike stoßen" herrührt.
Schieben und Tragen am Risetenpass (Foto: Darko Cetojevic)
David macht aus der Not eine Tugend und verwandelt seinen Deuter-Tourenrucksack in ein Tragegestell für Mountainbikes. Es ist so deutlich schneller unterwegs als Darko und ich.
Tragen am Risetenpass
Schließlich sind wir alle glücklich, aber ausgepumpt oben am Risetenpass. Eine knappe Stunde hat die Schiebe-/Tragepassage gedauert. Mir ist sofort klar - die Mühe des Aufstiegs ist dieser Pass allemal wert.
Risetenpass geschafft - jetzt ist Pause angesagt!
Ein gewaltiges Bergpanorama mit vergletscherten Hängen und schneebedeckten Gipfel breitet sich vor unseren Augen aus. Der Foostock und die charakteristische Platte des Tödi liegen hinter uns im Sonnenschein auf scheinbar gleicher Höhe. Vor uns in nordöstlicher Richtung die ganze Pracht der Schweizer Bergwelt um Chur bis hin nach Davos. Auch die Abfahrt belohnt uns für unsere Mühen. Ausgehend von der Passhöhe ist der Trail nahezu komplett fahrbar.
Risetenpass: der Trail ist der Mühen wert!
In Sichtweite einer Almhütte muss man dann links den Weg über eine leicht verblockte Wiese finden. Dann wird aus dem Pfad eine ruppige, verschlammte Kuhtrampelpiste, die man mit ordentlich Schmackes fahren muss, sonst bleibt man im Dreck stecken. Die Sache macht uns einen Heidespaß. An der Alp Obersiez sollte man die Dreckklumpen abspülen, sie fliegen einem sonst bei der folgenden rasanten Abfahrt nach Weisstannen um die Ohren. Der Rest ist einfaches Rollen hinunter ins Rheintal. Gemeinsam radeln wir zu dritt bis Landquart, wo sich Darko von uns verabschieden muss. Den Rest seines Arbeitstages wird er mit der Rückreise per Bahn nach Glarus verbringen. David und ich rollen mit Rückenwind noch ein paar Kilometer auf der Veloroute Richtung Davos. In Schiers ist dann Schluss für heute. Eine Unterkunft ist schnell gefunden. Duschen, Wäschewaschen, Essen und wie gehabt ein Schluck Grappa für die muskuläre Tiefenentspannug - Einreiben alleine würde wohl nicht helfen.
Übernachtungstipps:
- Engi: Hotel Hefti, Allmeind, 8765 Engi, Schweiz, Telefon: +41 55 6421155
- Schiers: Hotel Alpina, Schrabachstrasse 95b, 7220 Schiers, Schweiz, Telefon: +41 81 3281212