Der erste Anlauf
Vom Marienplatz zum Markusplatz
Nicht alles kann gleich auf Anhieb klappen. Schon seit einigen Jahren schwirrte in mir die Idee einer Transalp von München nach Venedig herum. Vom Marienplatz zum Markusplatz - war der Arbeitstitel. Auch wenn es, zugegeben, etwas sinnfrei und inzwischen unmöglich ist, mit dem Fahrrad auf dem Markusplatz zu erscheinen.
Von einem Sommer zum anderen haben wir es verschoben, immer kam etwas dazwischen. Wir - das sind mein langjähriger Transalpbegleiter David und ich. David ist Urmünchner und ihn reizt die Vorstellung, eine Transalp direkt an der Haustür zu beginnen, ganz besonders. Die Streckenplanung vom flachen Münchner Umland bis zu den Alpen ist logischerweise sein Part, es sind ja sowieso seine Radelstrecken. Direkt an der Isar entlang wird es flussaufwärts gehen.
Start in München am Marienplatz - Foto: Dietmar Orgas
Als Zeitraum hatten wir Mitte September vorgesehen. Da gibt es keine Unterkunftsprobleme, Übernachtungen findet man meist im ersten Anlauf. Außerdem gibt es oft stabile Spätsommer-Wetterlagen. Altweibersommer nennt man das - kenne ich noch von früher. Wie das Leben aber so spielt, gibt es das nicht immer, schon gar nicht, als ich in jenem Jahr unterwegs bin. Ein "junges" Genua-Tief (so drückte sich der Wetterdienst vornehm zurückhaltend aus) sollte unseren Tatendrang hemmen. Als das Tief dann etwas älter wurde und in seine pubertären Flegeljahre kam, gab es Schneefall bis weit unter 1500 Meter. Natürlich genau zu dem Zeitpunkt, als die hochalpinen Etappen anstanden. Damit hat es uns auf die Alternativstrecken gezwungen. Insofern nicht weiter tragisch, da man so etwas bei einer Transalp sowieso einplanen sollte. Am letzten Tag, der uns beim ersten Anlauf bis nach Venedig bringen sollte, war das Genua-Tief inzwischen so ausgewachsen, dass es uns mit sintflutartigem Regen daher kam. Schweren Herzens haben wir uns zum Abbruch entschließen müssen. Es hätte keinen Sinn ergeben, in strömendem Regen eine vernünftige Strecke nach Venedig zu suchen. Denn das war uns im Vorfeld bei der Planung klar. Der "schwierigste" Abschnitt ist bei dieser Transalp die Überwindung der Venetischen Tiefebene. Zumindest wenn wir den Anspruch haben, stark befahrene Straßen so weit als möglich zu meiden.
Die Vollendung
Eine unvollendete Tour ist es nicht geblieben. Schließlich konnte ich den hochalpinen Abschnitt in Angriff nehmen, der zuvor den Wetterkapriolen zum Opfer gefallen war. Zusammen mit Matthias Neumann habe ich den Abschnitt durch die Dolomiten befahren. Ein traumhaftes Erlebnis: Pfunderer Joch, Fanes, Forcella di Ambrizzola etc., und das bei bestem Wetter. Einen Regentag haben wir unterwegs auf der Fanes-Hütte einfach ausgesessen. Einige Transalpler sind bei Null-Sicht und Schneematsch durchgefahren. Muss jeder selber wissen. Wir hatten am folgenden Morgen jedenfalls einen perfekten Tag.
Am Ziel der Träume
Danach habe ich noch Feintuning betrieben. Die Hinweise dazu bekam ich u.a. aus dem IBC-Forum (www.mtb-news.de). Ich hatte dazu einen Thread eingestellt und bekam sehr qualifizierte Tipps von dede, on_any_sunday und und the.mtb.biker - Vielen Dank.
Die vorgeschlagenen Strecken bin ich alle natürlich selbst gefahren. Die letzte Etappe von Treviso nach Venedig zusammen mit Stefano de Marchi, der dort wohnt und die Gegend natürlich wie seine Westentasche kennt. Dadurch ist ein sehr schöner Abschluss dieser Transalp entstanden. Zusammen mit den alpinen Varianten ist nun die Transalp München-Venedig eine würdige Tour für Mountainbiker. Mit den alternativen Strecken, die ich teils wetterbedingt recherchiert habe, gibt es auch ausreichend Schlechtwettervarianten, die es möglich machen, das Traumziel Venedig zu erreichen. Gleichzeitig kann man dadurch die Strecke etwas entschärfen, wenn unterwegs die Luft raus sein sollte. Außerdem ist dadurch auch die Möglichkeit entstanden, diese Transalp mit einem Gravelbike oder einem eMTB zu befahren - je nach Lust und Laune. Siehe dazu auch die entsprechenden Berichte: Gravelbike - eMountainbike.
Venedig: Markusplatz ist nur zu Fuß zu erreichen
Aus den Erfahrungen bei meinen eigenen Befahrungen habe ich die Strecke in 8 Etappen aufgeteilt, wobei mir klar ist, dass es verschiedene Zuschnitte der jeweiligen Tagesetappen geben kann. Das hängt stark von den persönlichen Vorlieben ab und auch davon, wie man den ersten Tag gestaltet. Durch den Startort München gibt es zu Beginn eine lange Flachstrecke an der Isar entlang. Startet man am Morgen, sollte man locker die Berge erreichen. Reist man erst am Tage z.B. mit dem Zug nach München an, wird man vielleicht nur bis Bad Tölz oder Lenggries fahren. Außerdem bevorzugt der eine Hüttenübernachtungen, der andere bleibt lieber im Tal. Auf jeden Fall hat man bei dieser Transalp die maximale Flexibilität, auch und gerade weil es die verschiedenen alternativen Varianten gibt. Und last but not least habe ich im heißen Sommer 2022 die Strecke nochmals umfassend verifiziert, sprich Etappen nachgefahren und angepasst. Siehe dazu auch die Hinweise im "Update".
Venedig: Markusplatz, besser vom Wasser aus zu erreichen