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Transalp.info by Andreas Albrecht

Das Nachfahren der Touren geschieht auf eigenes Risiko. Siehe auch die Hinweise im Haftungsausschluss.

Heckmair à la Albrecht


5. Tag: Über den Passo Mortirolo und den Passo del Venerocolo

Strecke: 74,6 km, 2775 hm
Grosio - Mazzo di Valtellina - Passo Mortirolo/Foppa  - Alpe Möta - Trivigno - Aprica - Malga Magnolta - Passo del Venerocolo - Passo del Gatto - Passo del Vivione

  • 3 %: Straße
  • 54%: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
  • 16 %: Feldweg, Schotter
  • 27 %: Trail, Pfad
  • Schiebepassagen: je nach Fahrtechnik und Kondition beim Anstieg zum Passo del Venerocolo und zwischen Passo del Venercolo, Passo del Gatto und Passo del Vivione
  • GPS-Track: 05-Grosio-Vivione.gpx

Varianten:

  1. weniger steile Auffahrt von Grosio zum Passo Mortirolo/Foppa
    GPS-Track: 05-Var1-Grosio-Mortirolo.gpx
  2. in Aprica mit Seilbahn Magnolta zur Malga Magnolta (erspart ca. 670 Höhenmeter Auffahrt)
    GPS-Track: 05-Var2-Aprica-Seilbahn-Magnolta.gpx

Details dazu weiter unten im Textbericht.

Alternativen bei Schlechtwetter:

  • von Aprica auf Straße nach Edolo abfahren und weiter im Tal auf Straße oder dem ausgeschildertem Radweg im Valcamonica bis Breno
  • oder bereits vom Passo Mortirolo/Foppa über Monno ins Val Camonica abfahren, im Tal rechts ab auf ausgeschildertem Radweg über Edolo bis Breno
  • siehe dazu auch die Übersichtskarte vom 6.Tag

Übersichtskarte

schwarz: Hauptroute
rot: Varianten (wenn vorhanden)
magenta: Heckmair Route (wenn abweichend, ansonsten wie Hauptroute)

05 Transalp Heckmair a la Albrecht

05 Grosio Vivione


Heute wartet ein echter Hammer auf uns: der Passo Foppa (oder auch Mortirolo). David und ich sind ihn zwar schon mehrmals gefahren, aber nicht von Mazzo di Valtellina aus. Gnadenlos und im unteren Teil fast durchgängig mit einer Steigung von 15-20% windet sich die schmale Asphalt-Piste nach oben, gewürzt mit Ausblicken ins Valtellina.

Auffahrt Mortirolo

Blick ins Valtellina bei der Auffahrt zum Passo Mortirolo bzw. Passo della Foppa oder wie, was?! Aufklärung folgt sogleich.


Die Auffahrt ist ein Klassiker des Giro d'Italia, wie die zahlreichen anfeuernden Aufschriften auf der Straße dokumentieren.

Pantani

Der Schriftzug ist inzwischen sicher verblichen, die Erinnerung an Pantani lebt wohl in den Herzen der Fans weiter.


Selbst der inzwischen entlarvte Dopingsünder Lance Armstrong, der den Pass zu Trainingszwecken befahren hatte, zollte diesem Scharfrichter seinen Respekt. Er war sicher deutlich schneller als wir, ob mit Doping und/oder Hilfsmotor im Rahmen versteckt, lassen wir mal offen. Kurz vor der Passhöhe lädt ein Imbisswagen zur Rast ein, die wir bitter nötig haben. Die gegrillte Wurst duftet, so eine müssen wir auch verdrücken. Frisch gestärkt sind wir heilfroh, endlich oben zu sein. Damals war an der Passhöhe noch ein Holzpfahl mit diesem verblichenen Schriftzug vorhanden. Das Bild stammt von meiner Rennrad Transalp, die mich ein paar Jahre später auch über diesen Pass führte.

Passo Foppa

Historisches Foto: Passo Foppa - so stand es einstens auf dem Schild geschrieben! Jetzt folgt die Geschichte dazu.


Der unterschiedliche Sprachgebrauch Mortirolo/Foppa ist verwirrend. De facto gibt es sowohl den einen als den anderen. Der Passo del Mortirolo liegt abseits der Straße, wenn es nach dem Passo della Foppa hinunter nach Monno geht. Der eigentliche Straßenpass ist der Foppa. Der Hotelchef Jim Pini vom legendären "Hotel Sassella" in Grosio hat mir die Zusammenhänge erklärt. Foppa ist wie gesagt die alte, richtige Bezeichnung für den Straßenpass. Als dann der Giro d'Italia einige Male über diesen Pass führte, benutzte ein Reporter aus Unkenntnis den Namen des Passes del Mortirolo, der Luftlinie keinen Kilometer entfernt liegt, aber nur auf einem Wanderweg zu erreichen ist.

mortirolo real

Passo del Mortirolo: Das Schild ist da! Nur zu Fuß zu erreichen oder mit dem Mountainbike auf dem Weg 435, ca. 500 m und 90 Höhenmeter oberhalb des Albergos Mortirolo.


Was der eine Reporter sagte, haben dann alle nachgeplappert und so bürgerte sich im Laufe der Zeit der "falsche" Name für den "richtigen" Pass ein. Durch die offenkundig hochwirksame normative Kraft des Faktischen ist inzwischen auch der Name "Foppa" von den Wegweisern vor Ort verschwunden. Allerdings gibt es auch eine Geschichte zum Namen des Passes von den Leuten aus dem Valcamonica, das von Grosio aus auf der anderen Seite liegt. Die sagten schon immer, dass sie zum Mortirolo gehen. Also akzeptieren wir das als guten Kompromiss und verwenden je nach Lust und Laune beide Bezeichnungen.


Inzwischen hat der Passo Mortirolo aufgerüstet. Es gibt einen Container mit Möglichkeit zum Waschen, Umziehen und Aufwärmen, falls es denn notwendig sein sollte. Und ohne eine Selfie Point geht heutzutage gar nichts mehr.

mortirolo

Vor diesem - sollen wir sagen - Mahnmal? befindet sich noch ein ein stabiler Pflock, auf dem man ein Smartphone in der richtigen Höhe abstellen kann, damit das Selfie auch gelingt.


Wir hatten damals bei unserer Erkundungstour gerademal ein Mobiltelefon dabei, das nur zum Telefonieren da war. Wie dem auch sei, wir befahren nun eine kleine wellige Straße auf dem Höhenzug, der das Valtellina östlich begrenzt. Bis Trivigno verläuft sie in einer Höhe um die 1800 Meter. Ein paar kleine giftige Anstiege sorgen dafür, dass wir nicht aus der Übung kommen. Schließlich geht es auf Schotterpisten und später Nebensträßchen bergab nach Aprica, einem typisch italienischem Urlaubsort in den Bergen. In Aprica rate ich dringend an, sich ordentlich zu verpflegen, denn auf dem anstrengenden Weg zum Passo del Venerocolo und weiter bis zum Etappenziel Passo del Vivione ist man im touristischen Niemandsland. Auf den Höhenweg der Gran Tour Venerocolo (siehe auch meinen Bericht dazu hier) gibt es nach der Malga Magnolta keinerlei Einkehrmöglichkeiten. Von Aprica geht es entweder mit der Seilbahn oder aus eigener Kraft hinauf auf steiler Versorgungspiste zur Bergstation der Magnolta-Seilbahn.

Seilbahn

Seilbahn: wenn sie fährt, ist die Benutzung durchaus eine Option!


Von der Bergstation aus geht es weiter auf einem alten Militärweg in Richtung Passo di Venerocolo. Gefahren bin ich den erstmals mit meinem italienischem Freund Alcide Pancot, der in Aprica wohnt, die Gegend wie seine Westentasche kennt und fit wie ein Turnschuh ist.

Gran Tour Venerolo Start

Am Start der Gran Tour Venerocolo mit Alcide, der mich antreibt


Dazu wurde ein alter Militärweg aus dem 1. Weltkrieg hergerichtet. Dieser führt als langer und in der Tendenz stetig ansteigender Höhenweg zum Passo del Venerocolo. Davon kann man sich auf den folgenden Bilder einen Eindruck verschaffen.

Alcide

Alcide auf dem Weg


Kettentrail

Höhenangst kennt Alcide nicht - Vorsicht ist an dieser kettenversicherten, ausgesetzten Passage auf jeden Fall angebracht


Lago Belviso

Es folgen entspanntere Abschnitte - im Tal der Lago Belviso


Militartrail

Langsam schraubt man sich auf dem Militärtrail immer weiter in die Höhe.


Doch aufgepasst und Augen auf!

Schlange

Der Weg liegt in der Sonne und Schlangen mögen es warm.


Hohenweg Bernina

Es zieht sich hin auf dem Höhenweg. Im Hintergrund die immer schneebedeckten Gipfel der Bernina-Gruppe.


Doch schließlich ist es geschaftt.

Passo Venerocolo

Passo del Venerocolo


Danke Alcide

Danke an Alcide Pancot für die Tourbegleitung an diesem wunderschönen Tag!


Bei unserer ersten Erkundungstour gab es diesen ausgebauten Weg noch nicht und wir kamen nach einer üblen Schiebe- und Tragepassage vom Lago Belviso - siehe auch ggf. den Bericht der Schweizroute am 6. Tag.


Am Pass saß damals ein Wanderehepaar und machte Rast. Wir grüßten erst mal freundlich mit "Buon giorno!" Der Mann fragte gleich nach dem Woher und Wohin, was mir sehr recht war, um an Informationen über unseren weiteren Weg zu gelangen.

Orientierung

Am Passo del Venerocolo wird sich erst einmal orientiert.


Die Frau fragt, ob wir Deutsche seien und hängt noch eine Bemerkung an. Ich vermute, es könnte etwas mit "verrückt, übergeschnappt" zu tun haben. Vielleicht hat sie nicht ganz Unrecht, denn am Ende dieser Etappe werden wir uns fragen, warum wir uns das immer wieder antun. David und ich verdrücken unser zweites Frühstück und peilen dann die Lage.

See

Hinter dem Pass liegt ein kleiner See, auf dem noch Eisschollen schwammen.


Der Weg gabelt sich. Bei der Planung nach Kartenlage (Kompass Nr. 94) hatte ich mich für den Weg 416 entschieden, der über den Passo del Gatto zum Passo di Vivione führt. Da er sich scheinbar an den Bergflanken entlang schlängelt, hegte ich die Vermutung, es könnte eine alter Militärweg sein, die oft fahrbar sind.

Trail

Ich musste nun feststellen: Es irrt der Mensch, so lang er strebt.


Wenigsten wandern wir nun durch einsame Hochgebirgslandschaften und das Fahrrad lässt sich ganz leidlich schieben. Heckmair hätte wohl seine helle Freude an dieser Etappe.

Schieben


Es ist nicht so, dass es vom Pass nur noch bergab geht.

bergan

Kleine und größere Gegenanstiege begleiten uns auf dem Weg.


Endlich erreichen wir am Passo del Gatto den höchsten Punkt des heutigen Tages.

Passo del Gatto


Aus einer kleinen Felsspalte am Passo del Gatto lächelt mich eine kleine Madonnenstatue an.

Madonna

Sie scheint mir zu zuflüstern: "Der Herr behüte dich auf deinen Wegen!" Amen!


Irgendwann hat die Wanderschaft zum Passo del Vivione ein Ende.

Fahren

Die letzten Höhenmeter können wir sogar wieder fahren - wie schön!


Das Rifugio Passo Vivione ist ein Volltreffer - gemütlich, sauber und es gibt leckeres Essen.

Passo di Vivione


Übernachtungstipps:

Rifugio Passo Vivione: gelegen an der zu großen Teilen einspurigen Provinzstraße SP234, Telefon: +39 333 8984490


Hinweise zu den Varianten:

1. weniger steile Auffahrt von Grosio zum Passo Mortirolo/Foppa wie 5. Tag Albrecht-Route
GPS-Track: 05-Var1-Grosio-Mortirolo.gpx
Weniger steile Auffahrt von Grosio zum Passo Mortirolo. An den zu fahrenden Kilometern und Höhenmetern ändert sich nicht allzuviel, nur dass sich diese Auffahrt deutlich entspannter fahren lässt. In einer Höhe von knapp 1600 Metern treffen die beiden Strecken aufeinander. Ein separates Höhenprofil erübrigt sich.

2. Seilbahn Aprica - Magnolta
GPS-Track: 05-Var2-Aprica-Seilbahn-Magnolta.gpx (zur Info)
Wenn sie fährt, sollte man sie nutzen. Es erspart 670 hm Auffahrt auf einer Strecke von reichlich 4 km. Der Erkenntnisgewinn der Bergauffahrt mit dem MTB ist gering.