4. Tag: Über den höchsten Pass der Transalp von der Schweiz nach Italien
Strecke: 80,1 km, 2147 hm
Varusch - Pass Chaschauna - Livigno - Passo di Alpisella - Lago Cancano - Torri di Fraele - Decouville - Arnoga - Passo di Verva - Eita - Fusino - Grosio
- 0 %: Straße
- 16 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 67 %: Feldweg, Schotter
- 16 %: Trail, Pfad
- Schiebepassagen: je nach Fahrtechnik und Kondition beim Anstieg zum Pass Chaschauna, Passo di Alpisella und Passo di Verva
- GPS-Track: 04-Varusch-Grosio.gpx
Varianten bei schlechtem Wetter:
- Start in Livigno, falls zuvor die Variante über den Flüela-Pass gefahren wurde, verkürzt die Etappe entsprechend
- ab Torri di Fraele via Bormio auf dem Radweg Sentiero Valtellina bis Grosio wie 4. Tag Albrecht-Route
GPS-Track: 04-var-ALR-Torri-di-Fraele-Bormio.gpx
Details dazu weiter unten im Textbericht.
Alternative
- von Grosio noch weiterfahren auf der Strecke des 5. Tages bis Grosotto oder Mazzo di Valtellina und jeweils dort übernachten
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
rot: Varianten (wenn vorhanden)
magenta: Heckmair Route (wenn abweichend, ansonsten wie Hauptroute)
Der Tag beginnt in stiller Einsamkeit mit einer kurzen Abfahrt von der Parkhütte Varusch bis zur Brücke Punt da Scrigns. Bis zur Alp Chaschauna, die auf ca. 2200 Meter liegt, fährt man auf einem Almweg.
Alp Chaschauna
Auch danach geht es noch gut voran.
Anfahrt im Val Chaschauna zum Pass Chaschauna
Willkommene Abwechslung auf beiden Seiten
Es folgt der Aufstieg zum Pass Chaschauna, dem mit 2696 Meter höchsten Punkt dieser Transalp. Die frühere steile Schiebepassage hat sich erledigt. Auf der Schweizer Seite des Passes wurde im Sommer 2019 ein neuer Weg als Ersatz für den extrem steilen, alten Weg gebaut. Der neue Trail ist dem Gelände angepasst und dadurch in beiden Richtungen, also auch bergauf, weitgehend fahrbar. Der neue Weg ist rund dreimal so lang wie das bisherige Schiebestück, was man aber freudig annehmen wird. Mehr Info dazu auch hier.
An diesem klaren Spätsommertag ohne ein Wölkchen am Himmel ist der Pass Chaschauna ein Erlebnis, das seinesgleichen sucht.
Pass Chaschauna: Das sind die Tage, an den man weiß, warum man lebt!
So ein Panorama findet man selten. Und das Unglaublichste für uns ist, dass die Abfahrt ins Valle di Federia wirklich jeden Meter komplett fahrbar ist. Kein verblockter Singletrail, der mit Transalprucksack nur wenig Freude bereitet; nein eine gut instand gehaltene Abfahrt, später eine Almpiste, teilweise sehr steil, aber ohne technische Probleme zu bewältigen.
Blick vom Pass Chaschauna ins Valle di Federia und zum Rif. Cassana, dass knapp unterhalb der Passhöhe liegt.
Wir verlieren trotz Fotostopps nicht viel Zeit bei der Abfahrt nach Livigno und kommen direkt am gleichnamigen See heraus.
Lago di Livigno - auf der gegenüberliegenden Seite verläuft der Weg in Richtung Alpisella
Im beliebten Touristenort schauen wir uns kurz um und nehmen den nächsten Pass in Angriff, den Passo di Alpisella.
Latteria Livigno - eine Empfehlung zum Rasten
Ein breiter Rad- und Wanderweg führt in Richtung Val di Alpisella.
Blick entlang des Lago di Livigno in Richtung Rifugio Alpisella
Am Rifugio Alpisella machen wir kurz Rast, um uns für den Aufstieg zu stärken. Das ist auch notwendig, denn die Rad- und Wanderstrecke zum Passo di Alpisella ist teilweise über 20% steil.
Auffahrt zum Passo di Alpisella: zum Glück gibt es auch weniger steile und damit gut fahrbare Abschnitte
Mit dem Rucksack auf dem Kreuz und schon einigen Höhenmetern in den Beinen ziehen wir es vor, ab und an zu schieben, was nicht wesentlich langsamer ist.
Über diesen Steg wechselt man die Talseite zum finalen Aufstieg
Bald sind wir an der Passhöhe.
Passo di Alpisella
Die Abfahrt auf einer Schotterpiste ist easy. Keine 100 Höhenmeter unter der Passhöhe nehmen wir den linken Abzweig, der uns auf einem feinen Trail an der Adda-Quelle vorbeiführen wird. Hier nimmt der Fluss seinen Ursprung, der an Bormio vorbei das Valtellina hinabfließt und bei Colico in den Comer See mündet.
Der Adda Trail gibt der Abfahrt vom Passo di Alpisella die richtige Würze (hier bei einer späteren Befahrung).
Am Ende des Trails erreichen wir die beiden Stauseen Lago di San Giacomo di Frale und Lago di Cancano.
Trailende am Lago di Fraele
Das Terrain ist mir bestens bekannt, führt doch meine Albrecht-Route hier entlang. Der werden wir heute via Passo di Verva bis nach Grosio folgen. Am Rifugio Monte Scala legen wir eine Rast ein, uns zu Füßen der Lago di Cancano.
Lago di Cancano
Die Rast ist an dieser Stelle sinnvoll, denn es wird noch ein schwerer Pass folgen, der Passo di Verva. Mit dem verbindet mich eine Hassliebe. Doch dazu später. Zunächst rollen wir entspannt zu den Torri di Fraele.
Am Lago delle Scale vorbei - im Hintergrund Cima de Piazzi
An den Torri di Fraele schauen wir auf die unzähligen Serpentinen, die hinab nach Bormio führen.
Torri di Fraele: Blick auf Serpentinenstrecke und geradeaus in Richtung Val Viola
Hinweis: an dieser Stelle zweigt die Heckmair-Route und meine Variante nach Bormio ab. Mehr Infos dazu am Ende des Tagesberichtes.
Wir bleiben ein Stück auf der Albrecht-Route. Nach den Torri di Fraele geht es in der dritten Serpentine wieder rechts ab Richtung Arnoga, über die alte Militärstraße "Decouville". Das ist eine ca. 18 km lange flache Passage über Arnoga bis ins Val Viola.
Decouville: geniale höhengleiche Verbindung nach Arnoga - entstanden für eine Kleinbahn beim Bau der Stauseen Lago di San Giacomo e Fraele und Lago di Cancano
Gletscher des Cima de Piazzi (3439 m)
Knapp 3 Kilometer hinter Arnoga beginnt die Auffahrt zum Passo di Verva. Bis dahin sollte das Essen von der Rast am Rifugio Mt. Scale verdaut sein und als Energie zur Verfügung stehen. Diesmal ist er beim besten Willen nicht komplett fahrbar. Die Regengüsse der letzten Wochen haben tiefe Spuren in die alte Militärstraße gegraben. Teilweise gleicht die Piste dem ausgetrockneten Bett eines Wildbaches; da hilft nur absteigen und kurz schieben. Nach der Alpe di Verva können wir schließlich doch bis zur Pass-Höhe durchfahren.
Auffahrt zum Passo di Verva - eines der wenigen etwas flacheren Stücke
Mein leider viel zu früh verstorbener Freund Uli "La Grappa" Reimelt am Passo di Verva. Das Bild entstand rund 3 Wochen nach meiner Heckmair-Erkundungstour auf der legendären Tour, bei der die Albrecht-Route aus der Taufe gehoben wurde.
Die Abfahrt vom Passo di Verva nach Eita erfolgt auf einer sehr groben Schotterpiste. Da ist Konzentration angesagt.
Den Schotter-Downhill nach Eita lassen wir ruhig angehen. Immer wieder unterbrechen wir die Abfahrt. Es wäre eine Sünde, die eindrucksvolle Landschaft einfach so an sich vorbeirauschen zu lassen.
Bergsee in der Nähe des Rifugio Falcks
Schließlich kommt das kleine Bergdörfchen Eita ins Blickfeld.
Eita liegt auf einem kleinem Plateau im Valle Grosina auf gut 1700 m Höhe.
Eita - umrahmt von den 3000ern im Valle Grosina
In Eita wenden wir uns am Brunnen nach links und fahren die schöne Schotterstrecke in Richtung Fusino. Alternativ kann man ab Eita einfach die kleine Bergstraße hinab rollen (aber nur bei Zeitnot oder schlechtem Wetter 😅).
Im Valle Grosina zwischen Eita und Fusino
Valle Grosina: Bacino Roasco
Kurz nach dem Passieren des Speichersees bei Fusino folgt eine kurze Straßenpassage bis S. Giacomo. Hier geht es in Richtung Ravaledo auf dem alten Karrenweg weiter, der die Straße umgeht. In Ravoledo durchqueren wir den alten Ortskern und wechseln dann wieder auf den Karrenweg in Richtung Castel Visconti.
Die Fahrt entlang des Castels Visconti ist einfach zu schön, als das man die Höhenmeter auf der Straße vernichten müsste.
Schließlich ist Grosio in Sicht.
Auf den letzten Metern bis zum Etappenziel in Grosio
Wir nehmen natürlich Quartier im Hotel Sassella, damals noch ein Geheimtipp. Inzwischen sehr von Transalplern geschätzt, ist es für mich ein Ort, mit dem mich das Gefühl verbindet, als ob es eine zweite Heimat sei.
Hinweise zur Variante: Bormio - Sentiero Valtellina - Grosio
Wenn es aus wetterbedingten oder sonstigen Gründen nicht sinnvoll ist ab den Torri di Fraele über den Passo di Verva zu fahren, empfiehlt sich diese Variante. Dabei spart man ca. 500 Höhenmeter ein und kann ggf. Kräfte schonen für den folgenden 5. Tag, der die fordernden Strecken über die Pässe Mortirolo/Foppa und Passo del Venerocolo enthält. Bis Bormio bleibt man sogar auf Heckmairs Spuren, wobei meine Strecke dorthin deutlich weniger Straßenanteil hat als das Heckmairische Original. Danach folgt die auf jeden Fall beeindruckende Passage von Bormio auf der Straße zum Gaviapass, um nach Ponte di Legno zu gelangen. Weiter das Tal Valcamonica hinunter ist Heckmair auf einer Dutzende Kilometer langen Straßenpassage über Edolo nach Cedegolo gefahren, um danach die berühmt-berüchtigte Wanderung zum Passo di Campo in Angriff zu nehmen. Dagegen habe ich mich prinzipiell entschieden und habe meine Route stattdessen über den Passo del Venerovolo und Passo di Croce Domini zum Idrosee gelegt. Deshalb macht der Gaviapass keinen Sinn auf meiner Route. Der Gaviapass ist allerdings Bestandteil meiner Albrecht-Route und wird dort am 5. Tag über das Valle di Rezzalo erreicht.
Strecke: 76,6 km, 1653 hm
Varusch - Pass Chaschauna - Livigno - Passo di Alpisella - Lago Cancano - Torri di Fraele - Premadio - Bormio - Le Prese - Sondalo - Grosio (ab Torri di Fraele: 34,3 km, 61 hm)
- 4 %: Straße
- 44 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 34 %: Feldweg, Schotter
- 18 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: 04-var-ALR-Torri-di-Fraele-Bormio.gpx
Die von mir vorgeschlagene Variante verläuft ab Torri di Fraele via Bormio weitgehend abseits der Straße auf dem Radweg Sentiero Valtellina bis Grosio wie 4. Tag Albrecht-Route
Sie zweigt in der 3. Kehre unterhalb der Torri di Fraele ab und nimmt ein paar Trails mit, die die Straße abschneiden. Leckerbissen bei dieser Variante ist ein super Flowtrail nach Premadio, dieser wird bei der Heckmair-Route auf Straße umfahren. Ab Premadio über Bormio bis Grosio verläuft dann die Strecke fast durchgängig auf schönen Radwegen entlang der Adda bis Grosio. Die noch fehlenden Teilstücke werden noch weiter ausgebaut.
Sentiero Valtellina: perfekter Zubringer. Verläuft inzwischen fast durchgängig als Radweg abseits der Straße von Bormio bis an den Comer See.
Dabei passiert man im Valdisotto bei Aquilone die Stelle des katastrophalen Val Pola-Bergsturzes vom 28. Juli 1987 (detaillierte Infos dazu hier). Das führte damals u.a. dazu, dass der Gaviapass asphaltiert wurde, da die normale Zufahrt nach Bormio verschüttet war. Wie mir mein Freund Giordiano Osmetti erzählte, ist es wohl möglich mit dem Mountainbike in die Nähe der Stelle oben am Berg zu fahren, wo der gewaltige Hang abrutschte. Vielleicht teste ich das bei Gelegenheit mal aus.
Valdisotto bei Aquilone: vom Radweg aus sieht man die Stelle des katastrophalen Val Pola-Bergsturzes
Übernachtungstipps:
Bormio: Ostello Alpino Via Milano, 88, 23032 Bormio SO, Tel.: +390342902712
Sondalo-Bolladore: HOTEL DELLE ALPI - 23035 Sondalo (SO), Via Bolladore, 19, Tel.: +39-0342-801412
zwischen Arnoga und Passo di Verva: Agriturismo Alpe Verva; Kontakt: email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! mobil +39 349 4354262
Grosio: Hotel Sassella, I-23033 Grosio, Via Roma 2 +39-0342-847272, super Küche, ist das Geld wert; www.hotelsassella.it
Grosotto: Hotel Le Corti, I-23034 Grosotto, Via Patrioti 73, Tel.: +39-0342-848624 www.garnilecorti.it