6. Tag: Montozzo
Strecke: 60,3 km, 2169 hm
Pezzo - Case di Viso - Montozzo-Scharte - Lago di Pian Palu - Pejo - Fucine - Val di Sole - Dimaro - Madonna di Campiglio
- 11 %: Straße
- 41 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 35 %: Feldweg, Schotter
- 11 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: 06-ALR-Pezzo-Madonna.gpx
siehe auch Variante über Passo Tonale: Hinweise weiter unten, eingezeichnet auf Übersichtskarte, separates Höhenprofil
- GPS-Track: 06-var-ALR-Passo-Tonale.gpx
- GPS-Track: 06-var-ALR-Tonalina.gpx
Trail von Montozzo-Scharte zum Lago Pian Palu: schöner kann es kaum sein!
Übersichtskarte
schwarz: aktuelle Hauptroute
rot: aktuelle Varianten der Hauptroute
magenta: Ur-Route 2004
Aktuelles Höhenprofil
Wieder ist es am Morgen diesig in den Bergen, aber eindeutig ist es nur Hochnebel. Keine zwei Sekunden brauche ich zu überlegen, um zu wissen, dass heute die Straßenauffahrt zum Passo Tonale nicht die erste Wahl sein wird. Rund 1000 Höhenmeter bis zur Montozzo-Scharte warten auf uns, die allermeisten fahrbar auf einer alten Militärstraße. Pezzo erwacht langsam, da sitzen wir schon auf den Rädern.
Pezzo - ein ganz typisches italienisches Bergdorf
Nach dem Start in Pezzo erreichen wir schnell Case di Viso. Hier endet die Straße und die Schotterpiste beginnt. Die langgezogenen Serpentinen zeichnen sich deutlich am Berghang ab.
Blick ins Valle di Viso - im Hintergrund die Auffahrt in Richtung Bozzi-Hütte - die Montozzo-Scharte ist der Einschnitt ganz rechts im Bild
In Case de Viso erinnert ein kleines Denkmal an den 1. Weltkrieg, in dessen Folge die Militärstraße zur Montozzo-Scharte entstand
Heute bietet das Tal ein friedliches Bild. Hoffen wir, dass es immer so bleibt.
Case di Viso
Zunächst moderat ansteigend und gut fahrbar kommen dann bald ein paar steilere Stellen, die manch einen kurz aus dem Sattel zwingen. Die Sonne verbirgt sich hinter den Nebelschleiern. Das ist uns recht. Bei der ersten Erkundung und bei der Tour Top of the Rocks hatten wir pralle Sonne beim Anstieg. Das war nicht das reine Vergnügen.
Moderate Steigung im ersten Teil der Auffahrt (hier bei der Albrecht-Route Top of the Rocks)
Die Militärpiste von Case di Viso zum Rifugio Bozzi zieht sich ellenlang hin
Bis zum Rifugio Bozzi al Montozzo zieht sich das Feld weit auseinander, manch einer schiebt ein paar Meter
Matze zieht durch, wahrscheinlich wieder auf dem großen Kettenblatt.
Letzte Nebelfetzen kurz vor dem Rifugio Bozzi
Das Rifugio liegt auf einem kleinen Sattel mit traumhafter Aussicht auf die Berge und bald auch ins Tal, denn die Nebel verziehen sich just in dem Moment, als wir alle wieder beisammen sind.
Rifugio Bozzi vor der Montozzo Scharte
Wir machen eine ausgedehnte Pause und besichtigen die Überreste der alten Stellungen und Kriegsbauten.
Was hier oben verteidigt werden sollte, will sich mir zum wiederholten Mal nicht erschließen.
Die Verteidigungslinien zogen sich hinüber bis zum Passo Tonale. Der alte Weg über den Passo dei Contrabbandieri ist noch vorhanden und wäre auch mal eine Erkundung wert. Heute aber nicht, denn eins ist klar; bei diesen hervorragenden Bedingungen kann es nur einen Weg geben, den über die Forcellina di Montozzo.
Meine Gedanken gehen ein paar Jahre zurück. Im September 2000 stand ich schon mal dort oben. Just in dem Moment, als wir die Scharte erreichten, brach ein Gewitter mit Hagelschauern los. Der Regen verwandelte die Schotterpiste in einen Sturzbach. Total verdreckt und durchnässt suchten wir in Pejo Zuflucht in einem Hotel. Ähnliche Wetterkapriolen sollten sich wiederholen, als wir mit Roland Schymik zu Dreharbeiten für die DVD "Abenteuer Alpencross 2 - Die Albrecht-Route" unterwegs waren. Wir übernachteten damals im Rifugio Bozzi und fanden am Morgen eine leichte Schneedecke vor - und das im Juli. Schaut euch das Bild an. Wintersachen sollte man also immer dabei haben - selbst im Hochsommer.
Wintereinbruch Anfang Juli
Bei dieser Tour ist der Wettergott auf unserer Seite. Die Sonne hat alle Nebelfetzen in der Höhe längst verjagt.
Die Wanderschaft zur Montozzo-Scharte beginnt
40 Prozent Steigung, aber gleich ist es geschafft.
Die letzten Meter sind die steilsten
Montozzo Scharte: der zweithöchste Übergang nach dem Gaviapass, der höchste Off-Road Übergang bei der Albrecht-Route
Da ist auch ein Foto in Siegerpose nicht verkehrt!
An der Montozzo-Scharte haben sich Überreste von Schützengräben erhalten. Eine kleine Gedenktafel erinnert an die sinnlosen Opfer dieses Gebirgskrieges. Wir halten inne und lassen das grandiose Panorama der Cevedale-Gruppe auf uns wirken. Weit über 3500 Meter sind die Berge hier hoch. Die Sicht ist unglaublich klar, der Himmel stahlblau. Der Trail ist vom höchsten Punkt beginnend zunächst gut fahrbar.
Traumtrail ab der Montozzo-Scharte
Impressionen des Montozzo-Trails: im ersten Abschnitt wirklich easy zu fahren
Ein paar Mal queren wir kleine Bäche, die im Spätsommer nicht viel Wasser führen. Nach einer kleinen Almhütte wird der Weg steiler. Von einem Felsplateau öffnet sich plötzlich der Blick auf den türkisblauen Lago di Pian Palu, der rund 500 Höhenmeter tiefer im Talkessel des Valle del Monte liegt.
Lago Pian Palu von oben
Der Weg 111 gabelt sich bei ca. 2150 Metern. Links oder rechts? Egal, beide führen zum Stausee und haben ihre speziellen Reize. Zwischenzeitlich war mal der linke Abzweig als Trail für Mountainbiker vorgesehen, wie das folgende Bild zeigt.
Der linke Trail zum See ist im unteren Teil technisch anspruchsvoll, weil sehr verblockt.
Wir haben damals den rechten Abzweig genommen und mittlerweile ist das auch wieder Teil einer offiziellen lokalen MTB-Route.
Der rechte Abzweig ist als MTB-Route 705 markiert
Der Singletrail ist nun hinunter an den Lago di PIan Palu teilweise ebenfalls recht anspruchsvoll. Sicher ein Genuss für alle Fahrtechniker mit ein paar Appetitshappen wie diesem.
Kniffliger Trailabschnitt
Wir überqueren noch ein paar Bäche. Dieser ist besonders spannend.
Nicht alles ist fahrbar 😀
Matze fährt vorneweg und wartet an einer sonnigen Stelle, damit alle aufschließen können. Es dauert eine Weile. Dann kommt Reiner. Er hat einen kleinen Überschlag hinter sich. Der Helm verhütet Schlimmeres. Wir begutachten die Delle im Material. Ohne Kopfschutz hätte das Böse ausgehen können. Olaf und David fehlen noch immer. Matze und ich laufen schließlich ein Stück zurück. Doch kein Grund zur Sorge. Olaf hat eine Bachquerung genutzt und seine Schürfwunde am Bein ausgewaschen. Als wir die Staumauer erreichen, liegen alle kniffligen Stellen endgültig hinter uns.
Lago di Pian Palu
Ein Angler zieht gerade eine große Forelle aus dem Wasser: "Buon appetito!", rufe ich ihm zu. Wir schauen eine Weile seinen Bemühungen zu, den Fisch aus dem Wasser zu bringen. Schließlich fahren wir los. Bis zur Fontanino di Pejo geht es eine gute Schotterstraße abwärts. An der heiligen Quelle füllen die Einheimischen das Wasser in große Kanister ab. Ihm werden heilende Kräfte zugeschrieben. Die Straße wird langsam zur Asphaltpiste. In Pejo halten wir kurz an, um Wasser nachzufüllen. In den Serpentinen hinab ins Tal zweigt nach rechts ein Radweg ab, der rasch an Höhe verliert. Er führt direkt zum Radweg im Val di Sole. Auf diesem ziehen wir durch bis Dimaro.
Radweg Val di Sole bei Pellizano
Olaf und ich geben uns abwechselnd Windschatten, so dass wir in Windeseile in Dimaro sind. Es ist früher Nachmittag, der Supermarkt noch zu. Zeit für eine Rast. Die Sonne brennt heiß. Wir essen im Schatten ein paar Kleinigkeiten, denn es liegen noch reichlich 800 Höhenmeter im Anstieg vor uns.
Wenn es Probleme mit den Bikes geben sollte, liegt direkt am Weg das B&B Jolly.
BB Jolly in Dimaro - Roberto spricht gut deutsch und ist bestens auf Biker eingestellt
Roberto gab mir auch den Tipp für die neue Routenführung in Dimaro. Ein kleiner Schlenker über Carciato umgeht die Passage auf der oft stark befahrenen Straße in Richtung Madonna di Campiglio. Man kommt dann direkt im Val Meledrio raus.
Val Meledrio
Der MTB-Weg verläuft im Val Meledrio nach Madonna di Campiglio und ist inzwischen gut ausgeschildert. An der Flanke der Brenta entlang bieten sich von Zeit zu Zeit herrliche Ausblicke auf die Felsentürme der Gebirgsgruppe, sofern man zwischen Treten, Schwitzen und Luftholen Zeit und Lust empfindet, den Blick schweifen zu lassen.
Entlang der Brenta von Dimaro nach Madonna di Campiglio
Man schreibt es englischen Bergfreunden zu, dass von der Brenta aus sich der alpinistische Tourismus entwickeln konnte. Durch eine Vielzahl von Klettersteigen gehört der Bergstock zu einem der am besten erschlossenen alpinen Wandergebiete. Mittlerweile hat sich auch der MTB-Tourismus etabliert. Die Wegmarkierungen sind inzwischen eindeutig; immer den Schildern Richtung MTB-Madonna folgen. Der Weg führt am Rand eines Canyons entlang.,
Entlang des Canyon des Torrente Meledrio bei der Auffahrt von Dimaro nach Madonna di Campiglio
Den Canyon überqueren wir auf einer überdachten Holzbrücke.
Zeit für ein kurzes Verschnaufen
Dann wird der Weg flacher und bleibt im Schatten der Bäume bei sehr angenehmen Temperaturen.
Auffahrt im Wald nach Madonna di Campiglio
Dann folgen noch ein paar steilere Abschnitte, bis man bei der Malga Pra del Mazza in die Nähe der Autostraße gerät. Auf die Straße zu wechseln ist keine Versuchung. An der Malga Mondifra füllen wir zum letzten Mal Wasser in die Trinkflaschen. Jetzt ist es bald geschafft.
Passo Campo Carlo Magno mit Blick zur Brenta: am Waldrand verläuft die Schotterpiste der Auffahrt - gleich ist es geschafft!
Bei einem kleinen Lift ist der höchste Punkt erreicht und es geht abwärts.
Brenta bei Madonna di Campiglio - am Golfplatz ist es vollbracht. Es geht fast nur noch abwärts!
Das Hotel "Arnica" meines Freundes Matteos liegt mitten im Ortszentrum von Madonna di Campiglio. Matteo war damals gerade mit den Planungen für seine erste Transalp beschäftigt. Da komme ich ihm gerade recht. Ich empfehle ihm unsere gerade eben gefahrene Strecke. Einer seiner Begleiter kommt noch dazu und ich zeige ihnen anhand meiner gescannten Karten die Route. Der Einfachheit halber überlasse ich ihnen gleich die Blätter und wünsche ihnen viel Glück und gutes Wetter für ihre Tour. Das hat geholfen. Nach gelungener Transalp schickte mir Matteo (rechts im Bild) ein Foto vom Pass da Costainas.
Wir lassen den Tag in einer Pizzeria ausklingen, nehmen noch einen Absacker an der Bar unseres Hotels und verkrümeln uns zeitig ins Bett.
Variante über Passo Tonale
Strecke: 59,1 km, 1843 hm
Ponte di Legno - Passo Tonale - Baita Velon - Fucine - Val di Sole - Dimaro - Madonna di Campiglio
- 21 %: Straße
- 30 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 44 %: Feldweg, Schotter
- 5 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: 06-var-ALR-Passo-Tonale.gpx
Die Nebenroute startet in Ponte di Legno am Hotel Raggio di Luce und verläuft dann auf dem Radweg Val Sozzine. Dabei passiert man direkt die Seilbahn zum Passo Tonale (geöffnet Anfang Juni bis Anfang September, nimmt Fahrräder mit). Am Val Sozzine muss man auf die Staatsstraße SS 42 wechseln. Während der Hauptferienzeit im August muss man bis zum Passo Tonale u.U. mit starkem Verkehr rechnen - ggf. Seilbahn nutzen). Auch kurz nach dem Hotel La Roccia kann man an der Mittelstation noch in die Seilbahn wechseln, falls es notwendig sein sollte.
Wenn man sich in Pezzo dafür entscheiden muss, die Montozzo-Scharte auszulassen, kommt man über die Verbindung Tonalina auf die Staatsstraße SS 42. Hier Verbindung mit der eben beschriebenen Variante über den Passo Tonale. Die Strecke verkürzt sich wie folgt:
GPS-Track: 06-var-ALR-Tonalina.gpx
Bilder von der Strecke der Variante über den Passo Tonale
Ponte di Legno: hier beginnt auf der Nebenroute die Auffahrt zum Passo Tonale auf der Straße.
Diese Nebenroute gibt es aus gutem Grund. Schnee ist im Hochgebirge auch im Sommer immer möglich, wie das folgende Bild zeigt. Wie auch immer: es ist nun Zeit für eine ausgiebige Pause.
Passo Tonale bei einer Tourrecherche nach frühem Wintereinbruch: gegenüber vom Kriegerdenkmal ist eine Kaffeestube zum Aufwärmen
Abfahrt auf der alten Tonalestraße (Schotterpiste) in Richtung Baita Velon
Höhenprofil Ur-Route
6. Tag: 64 km, 2217 hm
Ponte di Legno (Precasaglio) - Pezzo - Montozzo-Scharte - Pejo - Fucine - Dimaro - Madonna di Campiglio
Übernachtungstipps
Dimaro
Hotel "Serena ", tel.: 0039-0463-974974 - I-38025 Dimaro, Via Gole 90, sehr gute Zimmer, hervorragendes Essen: www.serena-hotel.com
B&B Jolly: 0039-0463-974206, Via Gole 154, www.jollydimaro.it
Madonna di Campiglio
Hotel Arnica
38086 Madonna di Campiglio, Via Cima Tosa 32
tel 0039-0465-442227
Chef ist Matteo, mitten im Zentrum, Supermarkt in der Nähe
Die Albrecht-Route ist inzwischen in Madonna di Campiglio im Sommergeschäft ein schöner Nebenerwerb, nicht nur für das Hotel Arnica
Hotel Vidi
Madonna di Campiglio, Via Cima Tosa, 50
TEL: 0039-0465-443344
Bed and Breakfast, mit Sauna und Restaurant, zentral gelegen, Supermarkt in der Nähe
Sonderpreis für Biker, Garage, Möglichkeit für Reparaturen und Bikewäsche, Wäscheservice für Bikeklamotten
Garni dello Sportivo
Madonna di Campiglio, Via Pradalago, 29
Tel.: 0039-0465-441101
Im Zentrum von Madonna di Campiglio, an der Seilbahn Pradalago. Sehr gutes Frühstückbuffet. Sichere Bike-Garage. Wäsche-Service.
Famiglia Stefani