2. Tag: Seefeld - Pillerhöhe - Norbertshöhe - Reschenpass - Trafoi
Strecke: 157,3 km, 2799 hm
Seefeld - Mösern - Telfs - Imst - Arzl - Wenns - Pillerhöhe - Kauns - Prutz - Pfunds - Martina (CH) - Norbertshöhe - Nauders - Reschen - Mals - Glurns Prad - Trafoi
GPS-Track: 02Seefeld-Trafoi.gpx
Originalfahrzeit ohne Pausen: 8:01 h
Originalfahrzeit mit Pausen: 9:28 h
Übersichtskarte
schwarz: Hauptroute
Ich wache früh am Morgen auf, geweckt durch Vogelgezwitscher. Der Himmel ist wolkenlos und die Luft frisch und noch etwas kühl.
Seekirchl in Seefeld: Morgenstund hat Gold im Mund
Voller Tatendrang schwinge ich mich aufs Rennrad. Ein paar Kilometer zum Einrollen und schon geht es nach einer kleinen Steigung den Möserer Berg hinunter ins Inntal.
Blick ins Inntal vom Möserer Berg aus
Die Straße ist dank der Deutschlandrundfahrt der Radprofis frisch asphaltiert, die in jenem Jahr eine Bergankunft in Seefeld im Programm hatte. Auf den langen Geraden erreiche ich locker 70 km/h. Ein wenig mulmig ist mir dabei schon. Ich muss mich erst wieder an den Anblick der schmalen Pneus gewöhnen. So ein breiter Mountainbikereifen sieht für mich irgendwie Vertrauen erweckender aus. Alles geht gut. Ich grüße die bergauf strampelnden Radler mit einem Kopfnicken. Die Hände will ich lieber am Lenker lassen. In Telfs wechsle ich auf den Innradweg, den ich erst am Bahnhof Imst-Pitztal verlassen werde.
Inntal bei Telfs: Hohe Munde
Auf dem Inntal-Radweg geht es zügig voran, zunächst entlang der Mieminger Kette.
Später erreiche ich bei Roppen die Innschlucht unterhalb des markanten Tschirgant. Da gibt es immer was zu sehen.
Rafting auf dem Inn bei Roppen
Kurz nach dem Bahnhof Imst-Pitztal verlasse ich den Inn-Radweg Richtung Pitztal. Auf der alten Straße erreiche ich bald Arzl, wo ich auf die neue Straße stoße.
Hinter Wenns verlasse ich das Pitztal in Richtung Pillerhöhe
Der Verkehr wird etwas lebhafter. Die Straße ist breit genug für einen Seitenstreifen, so dass es sich gut fahren lässt. Ein Rennradler aus Innsbruck ist auf dem Weg ins Kaunertal.
Willkommene Begleitung auf dem Weg zur Pillerhöhe
Wir fahren ein Stück gemeinsam und fachsimpeln ein wenig über die verschiedenen Schaltsysteme am Rennrad. Durch diese Abwechslung erreichen wir nach meinem Gefühl recht zügig die Pillerhöhe und machen kurz darauf am Gacher Blick einen kurzen Halt.
Fotostopp an der Pillerhöhe
Gut siebenhundert Meter unter uns liegt das Inntal - ein atemberaubendes Panorama bei diesem Traumwetter heute.
Gacher Blick
Tja, nun werden die Höhenmeter gleich wieder vernichtet.
Abfahrt von der Pillerhöhe zunächst in Richtung Kaunertal
Steil ist die Abfahrt ins Kaunertal, wo sich mein kurzzeitiger Begleiter verabschiedet. Ich schaue auf die Uhr und rechne mir aus, das ich zur späten Mittagszeit in Pfunds sein dürfte - der rechte Zeitpunkt, um sich dort eine etwas längere Essenspause zu gönnen. Außerdem ist mir das Wasser in den Trinkflaschen über, das ich unterwegs an den reichlich vorhanden Brunnen nachfüllen konnte.
Blick von der Kajetansbrücke in Richtung Pfunds
Inzwischen ist mir klar, dass ich heute locker bis zum Reschenpass kommen werde, und wenn ich einmal dort bin, kann ich auch gleich noch ins Vinschgau hinunter rollen. Alles weitere wird sich ergeben. Die direkte Route über die Bundesstraße nach Hochfinstermünz und weiter nach Nauders würde ich keinem mit dem Fahrrad empfehlen. Zu viel Verkehr und zu viele Tunnels (ist außerdem inzwischen für Radfahrer komplett verboten - richtigerweise!). Die alternative Route führt kurz in die Schweiz. In Martina ist die Schweizer Grenzstation. Als Radfahrer wird man sehr selten kontrolliert, meist ignoriert - gut so!
Martina: beliebter Durchgangspunkt für viele Radler, die auch auf dem Innradweg unterwegs sind
Links biegt man ab zur Norbertshöhe. Ich bin die Strecke schon mehrfach gefahren. Wieder habe ich Glück und treffe bei der Auffahrt auf einen zeitweiligen Begleiter. Ein Mountainbiker aus Landeck dreht seine Trainingsrunde. Wir schwatzen und sind im Nu oben.
Norbertshöhe
In Nauders trennen sich unsere Wege wieder. Der örtliche M-Preis kommt mir wie gerufen, kurze Rast.
Nauders
Bei starkem Gegenwind radele ich nach der Stärkung weiter in Richtung Reschenpass. Der Radweg verläuft durch saftig grüne Wiesen.
Der höchste Punkt auf dem Reschenweg (links neben den Wassersprengern) ist der eigentliche Reschenpass und nicht markiert. Dadurch wirkt er recht unspektakulär.
Spektakulär ist dann die Fahrt entlang des Reschensees mit Blick zum Ortler, dem mit 3.905 m höchsten Berg Südtirols.
Reschensee mit dem stets schneedeckten Ortler im Hintergrund
Ebenfalls spektakulär und meist, aber nicht immer, gut besucht ist der berühmte Fotospot an der alten gefluteten Kirche von Graun.
Kurze Pause.
Durchatmen am Reschensee und weiter geht's.
Nach einem Blick zurück von der Staumauer über den Reschensee und dem wunderschöne Panorama inmitten der umliegenden Berge geht es weiter entlang des Haidersees.
Staumauer Reschensee
Als ich drei Rennradler in gleichem Trikot auf der Straße sehe, wechsle ich auf die Straße in der Hoffnung, mich ihrer Formation anschließen zu können. Meine Hoffnung trügt mich nicht, ich reihe mich ein und wir wechseln uns in der Führungsarbeit ab, was bei dem leichten Gegenwind kräftesparend ist.
Auf dem Reschenplateau: eine gute Gruppe erwischt!
Bei der Abfahrt lasse ich die Jungs ziehen, sie wollen heute noch nach Bormio. Da wartet noch ein dicker Brocken auf sie. Doch zunächst rollt es sich auf dem Etsch-Radweg wie von alleine bergab nach Glurns.
Glurns im Vinschgau besticht mit seiner komplett erhaltenen mittelalterlichen Stadtmauer um das kleine Städtchen herum. Für mich Anregung genug, es später bei weiteren Transalps gemeinsam mit meiner Frau auf dem Tandem zu besuchen.
Hinter Glurns peile ich den direkten Weg nach Prad am Fuße des Stilfser Jochs an. Am schnellsten geht das auf dem Etsch-Radweg. Gegen siebzehn Uhr bin ich in Prad. Ich fühle mich gut und horche in mich hinein, was heute eventuell noch geht. Bis Trafoi sind es gut sechshundert Höhenmeter. Dort lockt mich die Übernachtung im Hotel Bellavista, von dem ich schon viel Gutes gelesen hatte. Exakt eine Stunde brauche ich und meine Erwartungen werden nicht enttäuscht. Ich bekomme ein Zimmer mit First-Class-Panorama zum Stilfser Joch und Ortler. Beim Abendessen im Speisesaal derselbe grandiose Ausblick. Das ist der Mühen wert gewesen.
Trafoi: Blick zu den Bergriesen am Stilfser Joch
Alternative ab Reschensee
- ab Reschen bis Laatsch auf dem sehr gut ausgeschilderten Vinschgauer Radweg bleiben, dieser verläuft entlang des Reschen- und Haidersees abseits der Straße
Übernachtungstipps:
Hotel Bellavista: Strada del Passo dello Stelvio, 17, 39029 Stilfs BZ, Italien Telefon:+39 0473 611716 www.bella-vista.it
Ausblick 2023
Ab Frühjahr 2023 soll es zwischen Prad und Stilfser Brücke einen Radweg geben. Dafür wird im Zuge der Errichtung einer neuen Druckleitung für das Wasserkraftwerk entlang der Straße zwischen Prad und Stilfserbrücke eine 3,3 km lange Fahrradspur gebaut. Damit wird die Bezwingung des Stilfser Jochs mit dem Rennrad noch ein Stück entspannter werden.
Quelle, Bildquelle: FB Passo Stevio - Stilfser Joch