Mit dem Rennrad über die Alpen von Garmisch an den Gardasee
Viele Transalps bin ich mit dem Mountainbike gefahren. Dabei quert man immer wieder Straßenpässe in den Alpen. So entstand in mir die Idee, eine Transalproute zu entwerfen, die komplett für ein Rennrad geeignet ist. Die logistische Herausforderung besteht darin, Routen zu finden und zu kombinieren, die möglichst wenig vom motorisierten Verkehr frequentiert werden. Das ist natürlich nicht vollkommen vermeidbar. Man muss sich deshalb überlegen, zu welchem Zeitpunkt der Hauptandrang vorbei ist. Das Stilfser Joch z.B. an einem Samstagnachmittag im Hochsommer mit dem Fahrrad zu befahren, ist nicht zu empfehlen. Karawanen von Autos und Motorrädern werden auf der grandiosen Passstraße dem Radler ihre Auspuffgase ins Gesicht blasen.
Faustregel: Attraktive Pässe so zeitig wie möglich am Morgen anfahren, dann hat man sie meist für sich alleine.
Ansonsten musste ich nicht viel Aufwand bei der Planung betreiben. Dieser Teil der Alpen ist auf meiner mentalen Festplatte eingebrannt, sowohl geografisch als auch angereichert mit den opulenten Bildern, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben. Eine grobe Idee auf einem A4-Blatt skizziert und den entsprechenden Ausschnitt aus einer Straßenkarte der Alpen kopiert und los kann’s gehen.
Strecke
Garmisch – Mittenwald – Seefeld – Telfs – Imst Bhf. – Pillerhöhe – Pfunds – Norbertshöhe – Reschenpass – Prad – Stilfser Joch – Pass Umbrail – Münstertal – Ofenpass – Livigno – Passo di Foscagno – Bormio – Passo Foppa – Passo Tonale – Madonna di Campiglio – Pinzolo – Passo Daone – Zuclo – Passo Durone – Passo Ballino – Gardasee
Länge: ca. 500 km
Höhenmeter: ca. 11.000 hm aufwärts
Etappen: 5 plus 1 Tag Rückreise per Rad und Zug
Die beste Zeit ist von Mitte/Ende Juni bis Mitte/Ende September, wenn der Schnee von den hohen Pässen verschwunden ist und es im Herbst noch nicht wieder geschneit hat. Es ist immer wichtig, sich vor und während der Reise rechtzeitig zu informieren und die aktuelle Wetterlage im Auge zu behalten. Entscheidend ist, ob das Stilfser Joch schon für den Verkehr freigegeben wurde.
Übersichtskarte
- schwarz: Hauptroute (siehe auch die Detailkarten bei den einzelnen Etappen)
Höhenprofil
Übersicht Etappen der Hauptroute
- Hinweise auf Varianten und alternative Strecken (falls vorhanden) in den Tagesberichten
1. Tag: 43,2 km, 668 hm
Garmisch-Partenkirchen – Mittenwald – Leutasch – Seefeld
2. Tag: 157,3 km, 2799 hm
Seefeld – Mösern – Telfs – Imst – Arzl – Wenns – Pillerhöhe – Kauns – Prutz – Pfunds – Martina (CH) – Norbertshöhe – Nauders – Reschen – Mals – Laatsch – Glurns – Prad – Trafoi
– Alternative: ab Reschensee auf Radweg bis Laatsch
3. Tag: 107 km, 2928 hm
Trafoi – Stilfser Joch – Pass Umbrail – St. Maria im Münstertal – Ofenpass – Punt la Drossa – Livigno – Passo d’Eira – Passo di Foscagno – Arnoga – Bormio
– Alternative: ab Stilfser Joch direkt nach Bormio, ggf. weiter über Gaviapass
4. Tag: 118,8 km, 3169 hm
Bormio – Le Prese – Passo Foppa – Monno – Passo Tonale – Mezzana – Dimaro – Madonna di Campiglio
5. Tag: 74,9 km, 1350 hm
Madonna di Campiglio – Pinzolo – Spiazzo – Passo Daone – Preore – Zuclo – Passo Durone – Fiave – Passo Ballino – Riva – Torbole
– Variante: zwischen Madonna di Campiglio und Pinzolo auf Staatsstraße
6. Tag – Rückreise: 59 km, 310 hm
- per Rad: Torbole – Nago – Mori – Rovereto Bhf, ca. 20 km, ca. 300 hm
- mit Regionalzug von Rovereto zum Brenner
- per Rad: Brenner – Innsbruck, ca. 39 km, ca. 10 hm
- per Regionalzug Innsbruck – Garmisch – München – Gotha
Nachfahren der Tour
Tourenvorschläge
Die sorgfältig recherchierten und sauber dokumentierten Tourenvorschläge spiegeln den Zeitpunkt der Erstellung wider. Für die Aktualität und Richtigkeit der Informationen kann ich aus verständlichen Gründen nicht garantieren. Ich freue mich über jeden Hinweis zu aktuellen Veränderungen.
Das Nachfahren der Routenvorschläge geschieht auf eigene Gefahr. Jegliche Haftung aus der Benutzung der Informationen aus den Tourberichten, den Detail und sonstigen Informationen ist ausgeschlossen. Das gilt vor allem für Unfälle, angerichtete Flurschäden oder begangene Ordnungswidrigkeiten. Einzelne Streckenabschnitte können zwischenzeitlich einem Fahrverbot unterliegen oder nur für Fußgänger erlaubt sein. An diesen Strecken muss das Fahrrad geschoben werden. Schieben kann man sein Fahrrad immer, dann ist man nämlich Fußgänger.
Tipps für Unterkünfte und Raststationen
Keine Gewähr für die Aktualität und Richtigkeit der Angaben. Hinweise zu Änderungen und Alternativen nehme ich gerne entgegen – siehe Kontakt.
Folgendes ist verfügbar im Webshop:
- GPS-Tracks
- Kartenscans
- Finisher Biketrikot
Andreas Albrecht
gefahren von: Andreas Albrecht solo
Es sind ausnahmslos eigene Bilder. Sie stammen von der Originalbefahrung und wurden ergänzt mit Bildern, die bei der Verifizierung bzw. Überarbeitung einzelner Streckenabschnitte entstanden sind.
Prolog
Suche nicht den Weg. Der Weg findet dich.
meine eigene Weisheit
Bewährter Startort dieser speziellen Transalp mit dem Rennrad sollte wegen der guten Zuganbindung Garmisch-Partenkirchen sein. Inzwischen lasse ich das Auto für die Anreise gern stehen und fahre entspannt und stressfrei mit der Bahn. Als Zielpunkt ist der Gardasee unschlagbar, das steht also fest. Die Strecke mittendrin würde sich von Tag zu Tag ergeben. Ende September locken ein paar schöne Tage, also nicht lange gefackelt und los. Ein erster Zwischenstopp soll in Seefeld sein.
Ach ja, ein Rennrad brauche ich auch. Bei meinen Radhändler stand ein fast neues vor der Tür, dass mir rein optisch sehr gut gefiel. Die Rahmenhöhe und -geometrie passte, wie ich bei einer längeren Testfahrt sofort merkte. Der einzige Unsicherheitsfaktor für mich ist die Übersetzung. Das Kompaktsystem mit 34 Zähnen vorne und einem 26er Ritzel hinten sollte für die Alpenpässe geeignet sein. Würde meine Kraft dafür ausreichen?
1. Tag: Garmisch-Partenkirchen – Leutasch – Seefeld
Strecke: 43,23 km, 668 hm
Garmisch-Partenkirchen – Kaltenbrunn – Klais Mittenwald – Leutasch – Seefeld
- GPS-Track: 01Garmisch-Seefeld.gpx
- Originalfahrzeit ohne Pausen: 2:23 h
- Originalfahrzeit mit Pausen: 2:58 h
Übersichtskarte
- schwarz: Hauptroute
Höhenprofil
Nach der Anreise mit der Bahn steht heute eine kleine Strecke zum Einrollen auf dem Programm. Am frühen Nachmittag geht es bei strahlendem Sonnenschein am Bahnhof Garmisch-Partenkirchen los. Vom Ortsrand hat man einen schönen Blick auf die Zugspitze, dem mit 2.962 m höchsten Berg Deutschlands. Der höchste Punkt dieser Rennrad Transalp wird mit 2.758 m am Stilfser Joch nicht sehr viel tiefer liegen.
Die Radstrecke nach Mittenwald ist fast komplett asphaltiert. Ich benutze sie gerne, weil auf der Bundesstraße nebenan meist reger Autoverkehr herrscht. Lediglich ein ca. 700 m langes Teilstück kurz vor Klais ist ein fein geschotterter Feldweg, der aber durchaus mit dem Rennrad befahren werden kann. Wem das nicht passt, kann für einen Moment auf die Bundesstraße ausweichen. Bis Mittenwald sind die Steigungen moderat.
In Mittenwald beginnt der erste längere Anstieg in die Leutasch.
Der Anstieg aus dem deutschen Mittenwald in die österreichische Leutasch sollte für niemanden ein ernsthaftes Problem darstellen. Wenn doch, dann wäre hier die Gelegenheit umzukehren und ernsthaft für eine Transalp mit dem Rennrad zu trainieren. An der Höllkapelle ist die Leutascher Ebene erreicht. Ein Verbindungsweg führt zur Geisterklamm. Ich laufe die hundert Meter bis zur Klamm hinunter, die durch eine kühne Metallkonstruktion für Erlebnisspaziergänger erschlossen ist.
Mir reicht die Stippvisite und weiter geht’s. Die Leutasch besteht aus mehreren lose verteilten Dörfchen und Anwesen, die sich malerisch entlang der Leutascher Ache gruppieren. Flankiert wird das Tal von der Bergkette des Wettersteingebirges und der Mieminger Kette.
Nur der Hauptort Weidach ist etwas größer. Hier biegt man links ab. Der letzte kleine Anstieg zum Seefelder Plateau beginnt. In Seefeld herrscht kein Mangel an Unterkunftsmöglichkeiten. Für jeden Geschmack und für jeden Geldbeutel lässt sich etwas finden. Auf dieser Solotour habe ich keine großen Ansprüche und komme in einer kleinen Familienpension mit Blick auf den Wildsee unter.
Seefeld
Keine Gewähr für die Aktualität und Richtigkeit der Angaben. Hinweise zu Änderungen und Alternativen nehme ich gerne entgegen: Kontakt
2. Tag: Seefeld – Pillerhöhe – Norbertshöhe – Reschenpass – Trafoi
Strecke: 157,3 km, 2799 hm
Seefeld – Mösern – Telfs – Imst – Arzl – Wenns – Pillerhöhe – Kauns – Prutz – Pfunds – Martina (CH) – Norbertshöhe – Nauders – Reschen – Mals – Glurns Prad – Trafoi
- GPS-Track: 02Seefeld-Trafoi.gpx
- Originalfahrzeit ohne Pausen: 8:01 h
- Originalfahrzeit mit Pausen: 9:28 h
Übersichtskarte
- schwarz: Hauptroute
Höhenprofil
Ich wache früh am Morgen auf, geweckt durch Vogelgezwitscher. Der Himmel ist wolkenlos, die Luft frisch und kühl.
Voller Tatendrang schwinge ich mich aufs Rennrad. Ein paar Kilometer zum Einrollen und schon geht es nach einer kleinen Steigung den Möserer Berg hinunter ins Inntal.
Die Straße ist frisch asphaltiert, dank der Deutschlandrundfahrt der Radprofis, die in diesem Jahr eine Bergankunft in Seefeld auf dem Programm hatte. Auf den langen Geraden erreiche ich locker 70 km/h. Ein wenig mulmig ist mir dabei schon. Ich muss mich erst wieder an den Anblick der schmalen Pneus gewöhnen. So ein breiter Mountainbike-Reifen sieht für mich irgendwie vertrauenserweckender aus. Alles geht gut. Ich grüße die bergauf strampelnden Radler mit einem Kopfnicken. Die Hände will ich lieber am Lenker lassen. In Telfs wechsle ich auf den Innradweg, den ich erst am Bahnhof Imst-Pitztal verlassen werde.
Später erreiche ich bei Roppen die Innschlucht unterhalb des markanten Tschirgant. Auf dem Inn gibt es immer etwas zu sehen.
Kurz nach dem Bahnhof Imst-Pitztal verlasse ich den Inn-Radweg Richtung Pitztal. Auf der alten Straße erreiche ich bald Arzl, wo ich auf die neue Straße stoße.
Hinter Wenns verlasse ich das Pitztal in Richtung Pillerhöhe. Der Verkehr wird etwas lebhafter. Die Straße ist breit genug für einen Seitenstreifen, so dass es sich gut fahren lässt. Ein Rennradler aus Innsbruck ist auf dem Weg ins Kaunertal.
Wir fahren ein Stück gemeinsam und fachsimpeln über die verschiedenen Schaltsysteme am Rennrad. Durch diese Abwechslung erreichen wir recht schnell die Pillerhöhe. Kurz danach machen wir eine kurze Rast am Gacher Blick. Gut siebenhundert Meter unter uns liegt das Inntal – ein atemberaubendes Panorama bei diesem Traumwetter heute.
Nun werden die Höhenmeter gleich wieder vernichtet.
Der Abstieg ins Kaunertal ist steil. Mein kurzzeitiger Begleiter verabschiedet sich. Ich schaue auf die Uhr und rechne aus, dass ich um die Mittagszeit in Pfunds sein werde – genau der richtige Zeitpunkt, um mir dort eine etwas längere Essenspause zu gönnen.
Inzwischen ist mir klar, dass ich heute locker bis zum Reschenpass kommen werde. Wenn ich einmal dort bin, kann ich gleich ins Vinschgau hinunterrollen. Die direkte Route über die Bundesstraße nach Nauders würde ich keinem mit dem Fahrrad empfehlen.Zu viel Verkehr und zu viele Tunnel (übrigens inzwischen für Radfahrer komplett gesperrt – zu Recht!). Die alternative Strecke führt kurz in die Schweiz. In Martina ist die Schweizer Grenzstation. Als Radfahrer wird man selten kontrolliert, meist ignoriert – gut so!
Links biegt man ab zur Norbertshöhe. Ich bin die Strecke schon mehrfach gefahren. Wieder habe ich Glück und treffe bei der Auffahrt auf einen zeitweiligen Begleiter. Ein Mountainbiker aus Landeck dreht seine Trainingsrunde. Wir schwatzen und sind im Nu oben.
In Nauders trennen sich unsere Wege wieder. Der örtliche M-Preis kommt mir wie gerufen, kurze Rast.
Bei starkem Gegenwind radele ich nach der Stärkung weiter in Richtung Reschenpass. Der Radweg verläuft durch saftig grüne Wiesen.
Er befindet sich links neben den Wassersprengern und ist nicht markiert. Dadurch wirkt er recht unspektakulär. Spektakulär ist die Fahrt entlang des Reschensees mit Blick zum Ortler, dem mit 3.905 m höchsten Berg Südtirols.
Ebenfalls eindrucksvoll und gut besucht ist der berühmte Fotospot an der alten gefluteten Kirche von Graun.
Kurze Pause.
Nach einem Blick zurück von der Staumauer über den Reschensee und dem herrlichen Panorama inmitten der umliegenden Berge geht es weiter entlang des Haidersees.
Als ich drei Rennradler in gleichem Trikot auf der Straße sehe, wechsle ich zu ihnen. Ich hoffe, mich ihrer Formation anschließen zu können. Meine Hoffnung trügt mich nicht. Wir wechseln uns in der Führungsarbeit ab und sparen dadurch Kraft bei dem leichten Gegenwind.
Bei der Abfahrt lasse ich die Jungs ziehen, sie wollen heute noch nach Bormio. Damit wartet ein dicker Brocken auf sie. Zunächst rollt es auf dem Etsch-Radweg wie von selbst bergab nach Glurns.
Der Ort besticht mit seiner komplett erhaltenen mittelalterlichen Stadtmauer um das kleine Städtchen herum. Für mich Anregung genug, es später bei weiteren Transalps gemeinsam mit meiner Frau auf dem Tandem zu besuchen.
Hinter Glurns peile ich den direkten Weg nach Prad am Fuße des Stilfser Jochs an. Am schnellsten geht das auf dem Etsch-Radweg. Gegen siebzehn Uhr bin ich in Prad. Ich fühle mich gut und horche in mich hinein, was heute noch geht. Bis Trafoi sind es gut sechshundert Höhenmeter. Dort lockt mich die Übernachtung im Hotel Bellavista, von dem ich viel Gutes gelesen hatte. Exakt eine Stunde brauche ich. Meine Erwartungen werden nicht enttäuscht. Ich bekomme ein Zimmer mit First-Class-Panorama zum Stilfser Joch und Ortler. Beim Abendessen im Speisesaal kann ich denselben grandiosen Ausblick genießen. Die Mühe hat sich wirklich gelohnt.
- ab Reschen bis Laatsch auf dem sehr gut ausgeschilderten Vinschgauer Radweg bleiben
- verläuft entlang des Reschen- und Haidersees abseits der Straße
Trafoi
- Hotel Bellavista
- Strada del Passo dello Stelvio, 17,
- 39029 Trafoi, Südtirol
- Telefon: +39 0473 611716
- www.stelvio-hotels.com/hotel-bella-vista
Keine Gewähr für die Aktualität und Richtigkeit der Angaben. Hinweise zu Änderungen und Alternativen nehme ich gerne entgegen: Kontakt
3. Tag: Trafoi – Stilfser Joch – Pass Umbrail – Ofenpass – Livigno – Passo d’Eira – Passo di Foscagno – Bormio
Strecke: 107 km, 2928 hm
Trafoi – Stilfser Joch – Pass Umbrail – St. Maria im Münstertal – Ofenpass – Punt la Drossa (Tunnel) – Livigno – Passo d’Eira – Passo di Foscagno – Arnoga – Valdidentro – Premadio – Bormio
- GPS-Track: 03Trafoi-Bormio.gpx
- Originalfahrzeit ohne Pausen: 6:53 h
- Originalfahrzeit mit Pausen: 9:02 h
Übersichtskarte
- schwarz: Hauptroute
Höhenprofil
Am Morgen überlege ich mir beim reichhaltigen Frühstück, wie meine Route heute aussehen soll. Der erste Teil ist klar, die klassische Auffahrt zum Stilfser Joch. Danach hat man am Pass Umbrail zwei Möglichkeiten zur Weiterfahrt. Die eine führt direkt nach Bormio und von dort aus über den Gaviapass. Die andere führt hinunter in die Schweiz, durch das Münstertal und dann über den Ofenpass. Ich entschließe mich für die letztere Variante, da mir diese Strecke zu weiten Teilen unbekannt ist. Aber zunächst wartet das Stilfser Joch auf mich.
Ich habe das Stilfser Joch bereits von beiden Seiten mit dem Mountainbike befahren. Das war aufgrund der Bergübersetzungen kein großes Problem. In Bezug auf das Rennrad bin ich zuversichtlich, dass es auch klappt. Gestern habe ich rund 150 Kilometer und knapp 3000 Höhenmeter geschafft, ohne dass ich gleich im Koma lag.
Ich habe wieder Glück und treffe auf einen Wegbegleiter.
Ein junger Mountainbiker aus Jena fährt eine Transalp. Ich passe mich seinem Tempo an. Ich könnte zwar schneller fahren, aber ich lasse es lieber und unterhalte mich mit ihm. Das gibt uns beiden die Möglichkeit, bei den Fotopausen Bilder von Biker und Rad zu machen. Wir können uns glücklich schätzen, das Joch bei solch idealen äußeren Bedingungen fahren zu können. Die 48 Kehren sind durchnummeriert. Wir fahren sie nach und nach ab.
In der Fotopause hat mein Begleiter wieder zu mir aufgeschlossen.
Nach und nach treffen wir andere Radfahrer. Bei mir läuft es erstaunlich flüssig. Es war gut, dass ich mein Tempo angepasst habe. So bleibt mit genug Kraft für die letzten Kehren zum Stilfser Joch.
Der Verlauf der Strecke ist eine ingenieurtechnische Meisterleistung. Die Trassierung erfolgte vor über 200 Jahren und musste seitdem nur punktuell verändert werden. Dazu ist die Steigung nahezu gleichmäßig. Angepasst an das, was die damaligen Verkehrsmittel – die Postkutschen – leisten konnten. Seit einigen Jahren wird am ersten Samstag im September der Radtag Stilfser Joch veranstaltet. An diesem Tag wird die Straße von Trafoi bis Bormio von morgens bis abends für den motorisierten Verkehr gesperrt. Dann ist sie tausenden Radfahrern und (einigen wenigen) Wanderern/Läufern vorbehalten.
Heute ist etwas Verkehr, der aufgrund der frühen Stunde spärlich ausfällt. Nach knapp zwei Stunden Auffahrt, immer wieder unterbrochen durch Fotopausen, trennen sich auf 2.758 Meter über Seehöhe unsere Wege. Der Mountainbiker hat mit der Bocchetta di Forcola ein Highlight vor sich. Bei meiner MTB-Transalp Albrecht-Route Top of the Rocks gehört sie mit zum Programm.
So ganz einig ist man sich mit den Höhenangaben zum Stilfser Joch nicht. Auf einem neueren Schild steht 2.760 m, WIKIPEDIA nennt als Höhenangabe 2.757 m. Wie auch immer! Ich fahre über den Pass Umbrail hinunter nach St. Maria im Münstertal. Die Abfahrt hat fast 1400 Höhenmeter.
Im mittleren Teil existierte damals ein ca. zwei Kilometer langer Abschnitt als Naturstraße, fein geschottert und gut gepflegt. Inzwischen ist dieser Abschnitt komplett asphaltiert.
Nach vielen engen Kehren erreiche ich St. Maria, mir bestens vertraut von vielen Transalps auf meiner Albrecht-Route mit dem Mountainbike. Die Sonne brennt heiß vom Himmel herab. Da wäre ein kurzer Regenschauer eine willkommene Abwechslung gewesen, so wie ich es später einmal erlebt habe.
Ich mache eine kurze Pause. Dabei esse ich eine Kleinigkeit und fülle aus dem Brunnen Wasser in die Trinkflaschen. Weiter geht’s in Richtung Ofenpass. Es ist Wochenende und deshalb leider viel Ausflugsverkehr unterwegs, besonders Motorräder. Ich benutze deshalb, soweit es geht, die Ortsdurchfahrten als ruhige Nebenstrecken. Dabei kann ich die typischen Sgraffiti an den Häusern im Münstertal bewundern.
Das Wort dient als Herleitung für die moderne Form der Graffitis.
Hinter Tschierv ist Schluss mit den Nebenwegen. Ich muss wieder auf der Hauptstraße fahren. Wem es in den Waden zwickt: es gibt einen Postbus, der Räder mitnimmt.
Nach der Passhöhe winkt als Lohn eine lange, entspannte Abfahrt. Auf der muss ich mich nicht sonderlich konzentrieren, sondern kann es einfach laufen lassen.
Am Punt la Drossa ist damit Schluss. Ich warte auf das grüne Licht der Ampel, das die Durchfahrt für den ca. dreieinhalb Kilometer langen Grenztunnel nach Livigno freigibt. Der Tunnel war damals für Radfahrer frei befahrbar. Autos und Motorräder müssen Maut entrichten.
Achtung: Seit 2008 darf der Tunnel nicht mit dem Rad befahren werden. Es existiert ein kostenpflichtiger Busshuttle für Fahrräder. Infos dazu hier.
Der Tunnel ist recht häufig wegen Bauarbeiten geschlossen. Infos dazu gibt es auf der Webseite des Kantons Graubünden: https://strassen.gr.ch/
Damals gesellte ich mich zu einem italienischen Rennradler, der mich am Ofenpass mit seinem edlen Carbonteil locker stehen ließ. Er berichtete mir stolz, dass es nur 6,3 kg wiege und gewährte mir bereitwillig Windschatten im Tunnel. Ich revanchiere mich bei der langen Fahrt durch die Galerien entlang des Stausees bis Livigno, indem ich mich in der Führungsarbeit mit ihm abwechsle.
Wir erreichen zügig Livigno. Der bekannte Wintersportort wird auch im Sommer gut besucht. Das liegt nicht zuletzt daran, dass er als Zollausschlussgebiet gilt.
Zwei Wochen zuvor war ich schon in Livigno – bei meiner MTB-Transalp vom Bodensee zum Gardasee. Ich vermeide das Gewimmel im Ortszentrum und steuere zielstrebig die Latteria Livigno an, um mich zu verpflegen. Wieder dasselbe Traumwetter wie vor zwei Wochen.
Als nächstes wartet der Passo d’Eira auf mich. Wieder wird es ein Tag mit vier Pässen, denn mit dem Passo di Foscagno folgt noch der Übergang nach Bormio. Ich sehe ihn im langgezogenen Hochtal schon von weitem. Doch ich muss viel Geduld aufbringen. Ein kalter, böiger Gegenwind kommt auf und macht den moderaten Anstieg zu einem kleinen Härtetest.
An der Passhöhe ziehe ich alles an, was ich habe und lasse mich in Richtung Bormio rollen. In Arnoga kreuze ich wieder meine klassische Albrecht-Route. Dort überlege ich kurz im „Li Arnoga“ abzusteigen (derzeit im Umbau). Ich verwerfe den Gedanken, weil ein Wetterumschwung droht. Morgen will ich mich nicht der Gefahr aussetzen, in Kälte und Nässe diese lange Abfahrt zu absolvieren. Zum Glück gibt es bis ins Tal hinunter keine nennenswerten Gegenanstiege. Mit dem Gegenwind werde ich schon fertig. Schließlich erreiche ich im Valdidrento bei Isolaccia einen schönen Radweg direkt entlang des Torrente Viola. Dieser bringt mich zügig nach Premadio. Dort geht es nach der Ortsdurchfahrt auf dem Radweg Sentiero Valtellina weiter bis ans Ortsende von Bormio.
Der Radweg führt direkt am Ostello Alpino vorbei, wo ich ohne viel Federlesen einchecke.
Es ist später, sonniger Nachmittag. Ich richte mich in meinem Zimmer ein und mache mich danach auf den Weg ins Zentrum von Bormio. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite beginnt eine Promenade, an der ich entlang schlendere.
Aufgrund der südlichen Ausrichtung ins Valtellina macht sich schon ein mediterraner Einfluss bemerkbar. Im Stadtzentrum sind viele Straßencafes und Ristorante geöffnet. Ich habe im Hotel einen Tipp bekommen: eine urige typische Trattoria mit einheimischen traditionellen Speisen. Da gehe ich hin.
Ich lasse mich in der Sonne nieder und werde nicht enttäuscht. Der Tag klingt ruhig aus. Was wird der nächste bringen?
- direkt nach Bormio hinunterfahren und dort weiter auf der Hauptroute (ist sehr sinnvoll, falls der Tunnel nach Livigno geschlossen sein sollte: Infos dazu hier)
- ab Bormio über den Gaviapass nach Ponte di Legno
- sowohl die Abfahrt nach Bormio als auch der Gaviapass sind spektakuläre alpine Highlights, allerdings unter Umständen von starkem motorisierten Verkehr frequentiert
- deshalb habe ich mich für meine hier dokumentierte Route einer Rennrad Transalp entschieden
Bormio
- Hotel Giardino, Via Per Piatta, 11, 23032 Bormio SO, Italien, Tel.: +39 0342 903132
- HOTEL Funivia, Via Funivia, 34, 23032 Bormio SO, Italien, Tel.: +39 0342 903242
- Ostello Alpino, Via Milano, 88, 23032 Bormio SO, Italien, Tel.: +39 0342 902712
Livigno
- Hotel Lac Salin Spa & Mountain Resort, Via Saroch 496-D, Livigno, Tel.: +39 0342 996166
- Hotel Astoria, Via Saroch 1116, 23030 Livigno (SO) ITALIEN, Tel.: +39 0342 996663
Keine Gewähr für die Aktualität und Richtigkeit der Angaben. Hinweise zu Änderungen und Alternativen nehme ich gerne entgegen: Kontakt
4. Tag: Bormio – Passo Mortirolo – Passo Tonale – Passo Campo Carlo Magno – Madonna di Campiglio
Strecke: 118,8 km, 3169 hm
Bormio – Le Prese – Sondalo – Passo Foppa – Monno – Ponte di Legno – Passo Tonale – Mezzana – Dimaro – Madonna di Campiglio
- GPS-Track: 04Bormio-Madonna.gpx
- Originalfahrzeit ohne Pausen: 7:29 h
- Originalfahrzeit mit Pausen: 9:17 h
Übersichtskarte
- schwarz: Hauptroute
Höhenprofil
Ich frühstücke ausreichend im Hotel. Bei meinem gestrigen Spaziergang durch Bormio habe ich mir eine kleine Mahlzeit besorgt. Während der Auffahrt zum Passo Foppa/Mortirolo gibt es leider keine Möglichkeit, etwas zu kaufen oder einzukehren. Doch zunächst rolle ich auf dem Radweg das Valtellina in Richtung Grosio hinunter.
Zwischen Aquilone und Le Prese sieht man die Spuren des gewaltigen Bergrutsches im Tal der Adda im Jahr 1987. Das führte dazu , dass der Gaviapass asphaltiert wurde, da die normale Zufahrt nach Bormio verschüttet war.
Vom Radweg aus sieht man die Stelle des katastrophalen Val Pola-Bergsturzes vom 28. Juli 1987 (detaillierte Infos dazu hier).
Kurz vor Grosio kommt der Abzweig nach links zum Passo Mortirolo oder Foppa.
Blick über Grosio in nördliche Richtung: der Abzweig zum Passo Mortirolo/Foppa befindet sich ungefähr in Höhe der oberen Rechtskurve der Staatsstraße. Die Auffahrt erfolgt auf einer schmalen Nebenstrecke mit meist wenig Verkehr. Wer die ganz harte Tour mag, fährt weiter auf dem gut ausgeschilderten Radweg Sentiero Valtellina vorbei an Grosio und Grosotto nach Mazzo di Valtellina. Dort beginnt die sacksteile Auffahrt zum Mortirolo, wie sie oft beim Giro d’Italia gefahren wird.
Der unterschiedliche Sprachgebrauch ist verwirrend. De facto gibt es sowohl den einen als auch den anderen. Der Passo del Mortirolo liegt etwas abseits der Hauptstraße, wenn es nach dem Passo della Foppa hinunter nach Monno geht. Der Straßenpass ist der Foppa. Der Hotelchef Jim Pini vom legendären „Hotel Sassella“ in Grosio hat mir die Zusammenhänge erklärt.
Foppa ist die alte, richtige Bezeichnung für den Straßenpass. Als der Giro d’Italia einige Male über diesen Pass führte, benutzte ein Reporter aus Unkenntnis den Namen des Passes Mortirolo. Der liegt Luftlinie keinen Kilometer entfernt. Das Schild beweist es! Es befindet sich auf dem Weg 435, ca. 500 m und 90 Höhenmeter oberhalb des Albergos Mortirolo. Ich war mit dem Mountainbike später mal dort.
Was der eine Reporter sagte, haben alle nachgeplappert und so bürgerte sich im Laufe der Zeit der „falsche“ Name für den „richtigen“ Pass ein. Durch die offenkundig hochwirksame normative Kraft des Faktischen ist inzwischen der Name „Foppa“ von den Wegweisern vor Ort verschwunden. Es gibt auch eine Geschichte zum Namen des Passes von den Leuten aus dem Valcamonica. Das liegt von Grosio aus auf der anderen Seite des Passes. Die sagten schon immer, dass sie zum Mortirolo gehen. Also akzeptieren wir das als guten Kompromiss und verwenden je nach Lust und Laune beide Bezeichnungen.
Vor mir liegen knapp zwölfhundert Höhenmeter von Grosio bis zum Pass. Nach den Erfahrungen der letzten Tage habe ich mit dem Rennrad eine deutlich höhere Aufstiegsrate als mit dem Mountainbike. Durch die andere Übersetzung bin ich mir nicht sicher, wie lange ich das durchhalten kann. Plötzlich höre ich ein seltsam klackendes Geräusch. Hinter der nächsten Kurve sehe ich zwei schemenhafte Gestalten. Nach ein paar Spitzkehren ist mir klar, was los ist. Zwei Männer kämpfen sich auf Skirollern den Berg hoch. Das Geräusch kommt von den Skistöcken, mit denen sie sich auf dem Asphalt abstoßen.
Sie sind zügig unterwegs und wollen tatsächlich auch bis zur Passhöhe. Ich bin auf einem etwas flacheren Abschnitt nicht wesentlich schneller, schieße ein paar Fotos von ihnen und versichere sie meiner Bewunderung. Sie geben das Kompliment zurück. Unsere Wege trennen sich wieder – eine willkommene Abwechslung. Je höher ich komme, desto nebliger wird es. Kein Windhauch, der die feuchte Luft vertreiben könnte. Nur schemenhaft erkenne ich die Bäume um mich herum. Selbst die anfeuernden Aufschriften auf dem Asphalt scheinen zu verblassen. Ivan Basso und Cunego scheinen die Favoriten zu sein. Auch Marco Pantani bekommt seine Widmung.
Ich habe gelesen, dass die Cracks nur eine knappe Stunde für die Auffahrt benötigen. Ob mit Doping und/oder Hilfsmotor im Rahmen versteckt, lassen wir mal offen. Ich brauche auf jeden Fall deutlich länger. Eine Stunde und fünfundvierzig Minuten sind es schließlich. Ich bin zufrieden, mir reicht’s – in doppeltem Sinne.
Inzwischen hat der Passo del Mortirolo aufgerüstet. Es gibt einen Container mit Möglichkeit zum Waschen, Umziehen und Aufwärmen. Ohne eine Selfie Point geht heutzutage gar nichts mehr.
Davor befindet sich ein stabiler Pflock, auf dem man ein Smartphone in der richtigen Höhe abstellen kann, damit das Selfie gelingt. Damals habe ich an einem Holzpfahl einen verblichenen Schriftzug mit dem Namen Passo Foppa vorgefunden.
Bei der Abfahrt lege ich im ersten Ristorante einen Stopp ein, um mich aufzuwärmen und einen Cappuccino zu trinken. Dabei wird es langsam etwas heller. Der Pass ist offensichtlich eine Wetterscheide.
Danach hangele ich mich weiter nach unten. Durch die leichte Restfeuchte ist die Straße unangenehm glatt. An der Staatsstraße angekommen, schlägt mir das Gedröhn von Motorrädern entgegen. Ich mache eine Pause und muss mit mir selber ausmachen, wie die Route weitergehen soll. Nach rechts und bergab in Richtung Edolo wäre ich dem Verkehr ausgesetzt. Nach links geht es zum Passo Tonale, allerdings muss es Nebenwege geben. Die kundschafte ich nun aus. Ein weiterer Grund für die Entscheidung „links“ statt „rechts“ ist die ungewisse Wetterlage. Hochliegende Schleierwolken machen die weitere Entwicklung unsicher. Wenn ich heute noch über den Tonale fahre, wäre ich im Val di Sole. Ich könnte mein Ziel, den Gardasee, auch bei schlechteren äußeren Bedingungen erreichen. Zur Not ganz einfach über den Radweg im Etschtal. Aus Gewichtsgründen habe ich nur eine dünne Regenjacke und sonst das Notwendigste dabei. Mein Rucksack Deuter Speed Lite 30 wiegt mit Inhalt gerade einmal vier Kilogramm. Also auf zum Passo Tonale! Oben werde ich entscheiden, wie weit es heute noch gehen wird.
Der Verkehr nimmt zum Glück ab und ich kann auf den Radweg in Richtung Ponte di Legno wechseln. Schnell ist Vezza d’Oglio erreicht. Es klart weiter auf.
Rechts an der Waldkante verläuft der Radweg im Valcamonica, der Einschnitt im Hintergrund links ist der Passo Tonale. Auf dem Radweg komme ich nahezu geräuschlos bis kurz hinter Ponte di Legno, wo ich wieder auf die Staatsstraße wechsle.
Hier beginnt die Straßenauffahrt zum Passo Tonale. Der Passo Tonale ist mit dem Rennrad leicht zu fahren. Selbst mit dem Mountainbike konnte ich meist auf dem mittleren Kettenblatt bleiben. Unterwegs will ich mir im „La Roccia“ einen Kaffee genehmigen. Als ich die Gaststube betrete, merke ich schnell, dass das heute hier wohl nichts wird. Im typischen italienischen Ausflugslokal ist das Personal gerade mit dem Auftragen der Speisenfolge beschäftigt. Alle wuseln geschäftig hin und her. Da wird sich in absehbarer Zeit wohl keine Hand zum Bedienen des Espressoautomaten finden. Ich mache kehrt, steige aufs Rad und tröste mich mit dem Gedanken, dass mein „Stamm“-Cafe am Passo Tonale sicher geöffnet ist.
Mein „Stamm“-Cafe am Passo Tonale hat in der Tat auf. „Vorrei un cappuccino, per favore“, sage ich und prompt wird mein Wunsch erfüllt. Im Gastraum ist es heimelig warm. Ich checke durch die Fensterscheiben die Wolkendecke. Aha, zum Val di Sole hin gibt es deutliche Aufhellungen. Alles wird gut.
Ich beschließe, heute die Marke von 3000 Höhenmetern zu knacken und bis nach Madonna di Campiglio zu fahren. Vorsichtshalber sende ich meinem Freund Matteo vom „Hotel Arnica“ eine SMS und frage ihn, ob er ein Bett für mich hat. Die Antwort kommt prompt und lautet. „Ja.“ Also los. Der Weg im Val di Sole ist mir ausreichend bekannt. Bis Fucine bleibe ich auf der Straße.
In Fucine wechsle ich auf den Radweg „Val di Sole“, der angenehm abwärts verläuft. Es rollt wie von selbst. In Dimaro schaue ich kurz im B&B Jolly vorbei. Es liegt direkt am Weg. Der Chef Roberto spricht gut deutsch und ist bestens auf Biker eingestellt. Wenn es etwas zu richten gibt, ist man hier gut aufgehoben.
Ich trinke eine Cola und schiebe ein Brioche in mich hinein, um mich für den finalen Aufstieg nach Madonna zu wappnen. Diese restlichen rund neunhundert Höhenmeter bin ich bisher stets auf Schotter und mit dem Mountainbike gefahren. Diesmal auf der Straße. Ich denke mir, so schlimm wird es nicht kommen. Es geht so einigermaßen. Beim Erreichen der 3000-Höhenmeter-Marke kommt spürbare Unlust in mir auf. Es zwickt hier, es zwackt da und so richtig Spaß macht das Sitzen im Sattel nicht mehr. Nach oben hin wird es zu meinem Glück zunehmend flacher und endlich erreiche ich den Passo Campo Carlo Magno.
Danach geht es nur noch kurz bergab und ich erreiche erleichtert und zufrieden mein Stammhotel Arnica. Jetzt wird erst einmal gedopt: ein Hefeweizen und ein Grappa. Geht doch.
Meine Albrecht-Route ist inzwischen in Madonna di Campiglio im Sommergeschäft ein schöner Nebenerwerb.
Übernachtungstipp Ponte di Legno
- Ponte di Legno: Hotel Raggio di Luce, Chefin Carla spricht perfekt deutsch, sichere Bikegarage mit Waschmöglichkeit, Wäscheservice auf Anfrage
- 25050 Temu, Via Valeriana 46 – loc. Plazza (Vorort von Ponte di Legno)
- Tel. +39 0364 900852 – mobil. +39 338 1140510
- Auf Anfrage bereitet Carla gerne ein Abendessen zu mit Produkten aus der Region und aus ihrem Bio-Garten direkt am Haus (siehe folgende Bilder).
Übernachtungstipp Passo Tonale
- Hotel delle Alpi – Via Circonvallazione, 20, 38029 Passo del Tonale, Telefon: +39 0364 903919
Übernachtungstipp Dimaro
- Dimaro: B&B Jolly, +39-0463-974206, Via Gole 154, Roberto spricht sehr gut deutsch, www.jollydimaro.it
Madonna di Campiglio
- Hotel Arnica: Via Cima Tosa 32, I-38086 Madonna di Campiglio tel +39 0465 442227 www.aristonarnica.it
Keine Gewähr für die Aktualität und Richtigkeit der Angaben. Hinweise zu Änderungen und Alternativen nehme ich gerne entgegen: Kontakt
5. Tag: Madonna di Campiglio – Passo Daone – Passo Durone – Passo Ballino – Gardasee
Strecke: 74,9 km, 1350 hm
Madonna di Campiglio – Pinzolo – Spiazzo – Passo Daone – Preore – Zuclo – Passo Durone – Fiave – Passo Ballino – Riva – Torbole
- GPS-Track: 05Madonna-Torbole.gpx
- Originalfahrzeit ohne Pausen: 4:24 h
- Originalfahrzeit mit Pausen: 4:52 h
siehe auch Variante zwischen Sant Antonio di Mavignola und Pinzolo
- GPS-Track: 05Var-Madonna-Strasse-Pinzolo.gpx
Übersichtskarte
- schwarz: Hauptroute
- rot: Variante
- blau: mit Rad zurück (siehe auch „Rückreise“)
Höhenprofil
Am Morgen bin ich voller Elan, weil ich heute den Gardasee erreichen werde. Die Etappe wird eher moderat ausfallen. Ich will zwei für mich neue Pässe fahren, den Passo Daone und den Passo Durone. Der Tag beginnt strahlend, aufgrund der Höhenlage ist es empfindlich frisch. Am Hotel Arnica geht es los.
Wie es in Italien üblich ist, trinken die Einheimischen schnell einen Espresso oder Cappuccino im Vorbeigehen und essen maximal ein Brioche dazu. Ich hingegen habe mich beim reichlichen Frühstück im Hotel ordentlich gestärkt und bereite mich auf die Abfahrt ins Val Rendna vor. Durch den morgendlichen Tau ist die Straße ein wenig feucht und schlüpfrig. Ich will erst einmal heil den Berg hinunterkommen. Nebenan baut sich die Brenta in ihrer ganzen Pracht auf.
Brenta: Manche sagen, diese Gebirgsgruppe sei die Wiege des Alpinismus. Auf jeden Fall ist der Bocchette-Weg in der Brenta der Ursprung der alpinen Klettersteige.
Auf der Abfahrt sind durch Straßenbauarbeiten Teile der Strecke recht schmierig und ich stehe die meiste Zeit auf der Bremse. In Sant Antonio di Mavignola wechsle ich auf die alte Straße (Via San Vili). Die führt in vielen Kehren und teils mit etwas gröberen Untergrund hinunter ins Val Rendena, Gravelbiker würden sich freuen.
Variante zwischen Sant Antonio di Mavignola und Pinzolo
- bei schlechtem Wetter auf der mitunter stark befahrenen Hauptstraße bleiben, in Pinzolo Wechsel auf den Radweg nicht verpassen
- GPS-Track: 05Var-Madonna-Strasse-Pinzolo.gpx
Ab Pinzolo wird es flacher und ich lasse es auf dem Radweg ordentlich laufen. In Spiazzo verlasse ich ihn und nehme den Passo Daone in Angriff. Kein Schild weist den Weg. Ich frage vorsichtshalber nach und erhalte die Bestätigung, dass ich auf der richtigen Strecke bin. Ein paar steile Rampen gibt es, bei denen ich in den Wiegetritt gehe. Es ist aber nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Kein einziges Auto begegnet mir auf der Strecke. So macht die Sache richtig Spaß. Oben wird es flacher und da ist er erreicht, der Passo Daone – ein kleiner Geheimtipp auf diesem Weg zum Gardasee.
Die Abfahrt ist auf guter Straße ein Traum. Zuerst gibt es viele enge Kehren und später ein paar Geraden, auf denen man es so richtig laufen lassen kann. Außerdem hat man eine gute Aussicht ins Tal der Sarca, die direkt in den Gardasee fließt. Aber ein paar Höhenmeter will ich noch machen. Der Passo Durone ist zu bezwingen. Ich kann ihn auf der gegenüberliegenden Talseite ausmachen. Nach einer Kurve halte ich an und begutachte den Straßenverlauf von oben. Dabei entdecke ein kleines Nebensträßchen, das nach Zuclo zu führen scheint und mir den Umweg über Tione ersparen könnte.
Im Tal angekommen, bestätigt sich meine Vermutung. Unbehelligt von Autoverkehr erreiche ich den Ortskern von Zuclo. Dort trinke ich einen letzten Cappuccino, schaue zurück und denke mir, nun ist es geschafft.
Ja, es ist fast geschafft, allerdings nicht ohne eine letzte, etwas steilere Rampe. Dann wird die Straße breit und moderat im Anstieg und ich bin oben am Passo Durone. Der Rest ist freundliche Zugabe. In Fiave angekommen, sind es keine einhundert Höhenmeter mehr bis zum Passo di Ballino, dem definitiv letzten Pass vor dem Gardasee. Der kostet mich nur ein müdes Lächeln.
Es folgt die rasante Abfahrt zum Lago di Tenno, die ich schon so oft gefahren bin.
Lago di Tenno: Auf der gegenüberliegenden Seite ist die Straßenabfahrt zu erkennen. Bald kommt der Gardasee ins Blickfeld.
Wieder macht sich das angenehme Glücksgefühl breit, als ich am Hafen von Riva aus dem Gewirr der schmalen Gassen auftauche. Finale in Riva? Nicht ganz.
Der Rest ist angenehme Zugabe. Entspanntes Rollen von Riva nach Torbole, hier das Teilstück entlang des Monte Brione.
In Torbole ist wie immer am Strandcafé endgültig Schluss. Eine gelungene Transalp mit dem Rennrad liegt hinter mir.
- bei schlechtem Wetter auf der mitunter stark befahrenen Hauptstraße bleiben
- in Pinzolo Wechsel auf den Radweg nicht verpassen
- GPS-Track: 05Var-Madonna-Strasse-Pinzolo.gpx
Torbole
- Aktivhotel Santalucia, Via di Santa Lucia, 6, 38069 Nago-Torbole, Tel.: +39 0464 505140
- Villa Stella: Via Strada Granda, 104 – 38069 Torbole Tel + 39 0464 505354
Keine Gewähr für die Aktualität und Richtigkeit der Angaben. Hinweise zu Änderungen und Alternativen nehme ich gerne entgegen: Kontakt
6. Tag: Rückfahrt per Rad und Bahn
Wie schon so oft, habe ich auch diesmal die Rückreise mit dem Zug erledigt. Der Radweg von Torbole zum Bahnhof nach Rovereto war in ca. 50 Minuten bewältigt. Im Zug bis zum Brenner kann man die Alpen Revue passieren lassen. Vom Brenner geht es auf der alten Brennerstraße bis zum Innsbruck Bahnhof sehr rasant. Für die ca. 39 km braucht man mit dem Rennrad deutlich weniger als eine Stunde. Im Bahnhof Innsbruck die Fahrkarten kaufen, sich im M-Preis verpflegen und rein in den Zug nach München. Dort umsteigen und relaxt nach Hause kommen. Auf der Fahrt gleich den Bericht geschrieben. Besser geht es nicht.
Strecke mit dem Fahrrad in zwei Abschnitten:
- ca. 60 km, ca. 300 hm
Mit dem Rad von Torbole nach Rovereto
- Torbole – Nago – Mori – Rovereto Bhf
- ca. 20 km, ca. 300 hm
- GPS-Track: Radweg-Torbole-Rovereto.gpx
- Download: hier klicken
Übersichtskarte Radweg Torbole – Rovereto
Mit dem Zug von Rovereto zum Brenner
- mit Regionalzug bis Brenner
- keine Reservierung notwendig
- ggf. Umsteigen in Bozen
Mit Rad vom Brenner nach Innsbruck
- Brenner – Gries am Brenner – Steinach a. B. – Matrei – Innsbruck
- ca. 39 km, ca. 10 hm
- GPS-Track: Brenner-Innsbruck.gpx
- Download: hier klicken
- bei schlechtem Wetter mit Regionalzug bis Innsbruck
Übersichtskarte Brenner – Innsbruck
Von Innsbruck nach Hause
- per Regionalzug Innsbruck – Garmisch – München – Gotha
Folgende deutschsprachige Anbieter organisieren einen Rücktransport vom Gardasee an.
- www.bikeshuttle.it: mit Sitz in Mals am Reschenpass – Tel: 0039-320-3114552
- www.bikeshuttle.at: mit Sitz in Nauders am Reschenpass, TRANSALP-HOTLINE: 0043-664-1217050
Ein besonders toller Service wird hier angeboten.
PKW-Überführung vom Start- zum Zielort: www.transalp-shuttle.com Tel: 0043-676-6877008
Das klappt bestens, wie ich selber mehrfach erleben durfte. Rechtzeitige Anmeldung ist sinnvoll. Sie sind in der Sommersaison schnell ausgebucht.
Keine Gewähr für die Aktualität und Richtigkeit der Angaben. Hinweise zu Änderungen und Alternativen nehme ich gerne entgegen: Kontakt
Meine erste Transalp, die ich alleine gefahren bin. Das würde ich auch nur mit dem Rennrad so machen. Der Vorteil ist, dass man die täglichen Etappenlängen nur mit sich selber ausmachen muss. Das ist nach meinem Empfinden gleichzeitig ein Nachteil, weil man wahrscheinlich eher zu viel als zu wenig fährt. Aber das ist sicher Geschmackssache.
Beim Gepäck bin ich wirklich auf das absolute Minimum gegangen, was ich mit gutem Gewissen verantworten konnte. Das Leichtgewicht Deuter Speed Lite 30 hat wesentlich dazu beigetragen, dass ich mich trotz Rucksack auf dem Rücken auf dem Rennrad wohl gefühlt habe. Die minimale Packliste könnt ihr hier einsehen. Natürlich habe ich Glück mit dem Wetter gehabt. Es gab keinen gravierenden Wetterumschwung. Kälte und Dauerregen sind mir erspart geblieben. Was das Rennrad angeht, kann ein dreifaches Kettenblatt vorne auf keinen Fall schaden und hinten kann das größte Ritzel ruhig 28 Zähne haben. Dann ist genug Reserve vorhanden. Gut, dass heutzutage Scheibenbremsen Standard am Rennrad sind. Die Felgenbremsen der damaligen Zeit sind bei nassen Bedingungen ein relevantes Sicherheitsproblem.
Überarbeitung: was hat sich geändert?
Meine Rennrad Transalp hat sich erfreulicherweise als Dauerbrenner etabliert. Ich überprüfe regelmäßig die Routenführung für die Rennrad Transalp bei meinen Recherchen in den Alpen. Kleine Änderungen und Verbesserungen ergeben sich vor allem durch den fortschreitenden Bau von Radwegen in Italien, die ich konsequent berücksichtige. Auch wenn einige Rennradfahrer bestehende straßenbegleitende Radwege ignorieren, halte ich diese für sicherer als Straßen. Die Entscheidung darüber obliegt jedem selbst. Ich dokumentiere hier jedenfalls alle vorgenommenen Änderungen.
1. Tag: Garmisch-Partenkirchen – Seefeld
- Garmisch: geringfügige Änderung der Strecke in Garmisch in der Nähe der Skisprungschanzen, Strecke führt nun direkter an den Schanzen vorbei
2. Tag: Seefeld – Trafoi
- Telfs: nach der Abfahrt von Mösern im Kreisel bei M-Preis nach ca. 400 m rechts ab von der Hauptstraße und durch die Siedlung Moos fahren
- Glurns: ca. 5 km auf Etschradweg bleiben, dann erst rechts ab Richtung Prad
3. Tag: Trafoi – Bormio
- in Livigno: nach Kreisverkehr am Ortseingang von Livigno weiter auf Radweg in Richtung Mottolino Seilbahn, umgeht das Ortszentrum
- in Isolaccia: bei Kreisel in Ortszentrum geradeaus auf Radweg Val Viola bis ca.1 km vor Abzweig Premadio von Staatsstraße SS 301 (Hinweis: Bauarbeiten am Radweg sind im Gange, ich werde den Fortschritt verfolgen)
- zwischen Premadio und Bormio: ca. 600 m nach Ortsausgang Premadio rechts auf Radweg Val Viola, umgeht das Ortszentrum Bormio
4. Tag: Bormio – Madonna di Campiglio
- zwischen Bormio und Sondalo: Strecke verläuft nun über die neuen Abschnitte des Radweges Sentiero Valtellina
- zwischen Vezza d’Oglio und Ponte di Legno: nun komplett abseits der Hauptstraße auf Radweg Valle Camonica und Val di Sozzine
5. Tag: Madonna di Campiglio – Torbole
- ergänzt durch Variante der Straßenabfahrt von Madonna di Campiglio nach Pinzolo
Datum: 11. August 2021
Alexander
Betreff: Rennrad AlpenX vom 05. bis 08.08.2021
Hallo Andreas,
nach der „Top of the rocks“ anfangs Juli, hab ich nun noch den „RRAlpenX“ anfangs August durchgeführt, den ich eigentlich schon letztes Jahr machen wollte, aber dies dann wegen der Sperrung des Tunnels nach Livigno nicht mehr möglich war. Genauso wie im Juli, war das Wetter nicht besonders gut und beständig gemeldet, was heuer aber ja keine Besonderheit darstellt.
Dennoch bin ich dann am 05.08.21 vom Skisprungstadion in Partenkirchen gestartet, wo mich netterweise wieder mein Vater hingefahren hat. Oder besser gesagt zunächst erst ein wenig abgewartet habe, da das Wetter nicht so mitspielte wie ich wollte und es regnete bzw. wolkenverhangen war. Um 9.30 Uhr startete ich dennoch in voller Regenmontur und siehe da, es hörte auf zu regnen.
Ich hatte mir eine etwas andere Aufteilung der Etappen vorgenommen, damit ich jeden Tag ungefähr 100km und 2100hm absolviere.
Bei Weidach kurz vor Seefeld hat nochmal kurz ein Sprühregen eingesetzt. Somit waren die Regenklamotten nicht nur auf der regennassen Fahrbahn vollkommen richtig. Ab Seefeld ist es dann aber immer schöner geworden. Kurz vor der Steigung nach Arzl sind die Regensachen dann endgültig bei Sonnenschein runter gekommen, was zur Folge hatte, dass es kurz danach noch ein paar Tropfen geregnet hat, was es dann für diese Tour aber auch war! Der Anstieg zur Pillerhöhe zieht sich doch ganz schön hin, aber die Aussicht ist dann zumindest grandios.Die anschließende Abfahrt ist steil und lang. Somit wurden die Scheibenbremsen einem ersten Test unterzogen.Eigentlich wollte ich in Prutz übernachten, aber da es erst kurz nach 14 Uhr war und mein gewählter Gasthof Ruhetag hatte, entschloss ich mich weiter bis nach Nauders zu fahren, wo ich vorab noch schnell eine sehr nette, schöne und günstige Unterkunft am Ortsausgang gebucht habe (Gästeheim Sigrid).Der Weg von Prutz bis Nauders mit der Norbertshöhe zieht sich doch etwas. Am Ende waren es dann doch statt der geplanten 115km am ersten Tag 155km und 2700hm.
Eigentlich hatte ich für den 2. Tag schon die Unterkunft am Stilfser Joch auf der Franzenshöhe vorgebucht, weil dies eine sehr schöne Unterkunft ist, aber das wären dann nur gute 50km gewesen. Evtl. kann ich die Tour ja sogar etwas schneller absolvieren. Somit entschloss ich mich nach der Bezwingung des Stilfer Joches, wo oben mal wieder die Hölle los war, weiter zu fahren. Die Unterkunftsfindung in der Schweiz war dann aber nicht besonders leicht und billig und somit fuhr ich noch den Ofenpass hoch. Dies war aber bei der Hitze und nach dem Stilfser Joch alles andere als leicht. Dafür kann man die Abfahrt bis zum Tunnel nach Livigno dann wieder genießen. Eine schöne Unterkunft in Livigno war mitten im Zentrum mit dem Hotel Helvetia schnell gefunden. Auch Livigno war komplett mit Menschen überfüllt. Heute stand dann eigentlich schon fest, dass ich die Tour in 4 anstatt 5 Tage fahre.
Am nächsten Tag ging es wieder bei sehr schönem Wetter los. Nach dem Passo d’Eira und Foscagno am Morgen ist man dann auch ganz schnell wieder wach. Es folgte eine schöne und lange Abfahrt nach Bormio mit anschließender Anfahrt auf Radwegen zum Mortirolo-/Foppapass. Dieser Anstieg zieht sich wirklich ganz schön hin und ist mit seinen teilweise sehr steilen Steigungen und dem Rucksack nicht ganz ohne. Ich wundere mich immer wieder, wie die Radprofis solche Berge so spielerisch bezwingen!? Nach der schönen Abfahrt folgte eine lange Anfahrt nach Ponte die Legno zum Tonalepass, der trotz seiner eigentlich moderaten Steigung nach so vielen km, hm und bei sehr warmen Wetter nicht mehr ganz so einfach ist. Nach einer kleinen Stärkung aus dem Supermarkt am Pass ging es heute noch nach Dimaro zu meiner Lieblingsunterkunft „Albergo Dimaro“ mit Sauna, Schwimmbad, Whirlpool und sehr gutem Essen.
Der letzte Tag begann mit einer überraschend nassen Straße. Die Sonne kam aber sofort heraus. Die Auffahrt zum Passo Campo Carlo Magno war auch nicht ganz ohne! Wer jetzt denkt, nach der Abfahrt von Madonna hat man es ja schon fast geschafft, der irrt! Es folgte noch der Anstieg zum Daonepass mit durchwegs sehr steilen Rampen. Nach einer herrlichen Abfahrt folgte noch der teilweise auch steile Duronpass, bevor man dann endlich noch den Ballinopass erklimmt. Jetzt kam noch die Abfahrt mit der Vorfreude auf den Gardasee am herrlichen Tennosee vorbei. In Torbole noch schnell ins Strandcafé und einen ersten Aperol genießen.
Somit bin ich in 4 Tagen 510km und 10600hm bei nicht vorhergesehenem Superwetter geradelt. Eine wirklich wieder sehr schöne Tour, die vor allem durch deine wie gewohnt sehr gut ausgearbeiteten Unterlagen (GPS-Daten, Karten und Beschreibung) wieder problemlos geklappt hat.
Abends nach einem kurzen Strandaufenthalt dann noch schnell traditionell Pizza bei „Villa Emma“ in Torbole gegessen und am nächsten Tag nach Rovereto zum Zug geradelt. Bin dann auch mit dem Regionalzug fast problemlos bis zum Brenner gefahren, da die Züge teilweise Verspätung hatten usw. Die Abfahrt nach Innsbruck war auch sehr schön, hat aber trotz Windschatten und Wettfahrt mit RR-Fahrer mehr als eine Stunde gedauert.Die Rückreise ab Innsbruck war dann durch die teilweise umständlichen Buchungen mit Regionalzügen nicht ganz so einfach und schnell. Aber auch egal, immerhin hatte man ja wieder eine sehr schöne Tour hinter sich.
Zur Info:
Mein Rennrad hatte folgende Übersetzung: vorne 52/36, hinten 11/30, wobei ich den 1. Gang tatsächlich gar nicht genutzt habe! Gewicht des Rucksacks immerhin knapp 7kg.
Schöne Grüße aus Oberfranken
Alexander
Datum: 8. August 2020
Patrick
Betreff: Rennrad Transalp
Hallo Andreas
spontan und leicht naiv hatte ich mich als Odenwald Freizeitsportler in diesem Juni für eine Transalp Tour mit dem Rennrad entschieden und war beim ersten Stöbern im Internet auf deine Homepage gestossen.
Das war perfekt. Du hast nicht nur eine Tour für die Strasse „im Programm“, die nicht „nur“ direkt von A nach B führt, sondern auch anspruchsvoll zu sein scheint. Dazu kommen deine ausführlichen Berichte, die schon im Vorfeld Lust auf mehr machen. Folglich waren an einem Samstag Vormittag ruckzuck mal alle Unterkünfte und der Rücktransport gebucht für Mitte August.
Erst nach dem Buchen und dem Abflachen der Euphorie Welle kamen die ersten Zweifel. Packst du das? Willst die Tour wirklich alleine durchziehen? Und dann noch das Gepäck? Doch letztendlich bin ich mit 3000 km Rad- und 500 km Lauftraining auf dem Buckel voller Motivation am 03.08. Mittags ab 12:30 in Garmisch aufgebrochen und habe Riva del Garda planmäßig mit stolzer Brust am 07.08. um 14:00 erreicht.
Warum schreibe ich nun diesen Kommentar?
Zum einen, um dir für deine Arbeit und all die Mühe in deine echt gelungene Homepage zu danken. Das hat es so einfach gemacht, alles selbst zu organisieren und sich auf das Wesentliche, das Radfahren konzentrieren zu können.
Und zum anderen natürlich, um all jene da draussen zu motivieren, dieses Abenteuer anzugehen. Die Alpen sind die Mühen wert. Ihr könnt das!
Schlussendlich noch ein paar persönliche Eindrücke:
– Kompliment zur Routenwahl: wenige viel befahrene Strassen, herrliche Abfahrten mit immer gutem Strassenbelag, häufig ruhige Auffahrten, schöne Abstecher in die Schweiz
– die Abfahrten sind teilweise anspruchsvoll, da lang, steil und kurvenreich. Material und Konzentration sind echt gefordert
– am meisten Kräfte kostete der Ofenpass bei Hitze in der vollen Sonne mit dem Stilfserjoch in den Beinen
– die Abfahrt hinab vom Passo di Daone ist echt ein Traum
– das erfrischende Gefühl in Riva in das kühle Nass des Gardasees einzutauchen ist unbeschreiblich
– es braucht in den Alpen auch immer ein Quäntchen Glück, um die Tour erfolgreich beenden zu können. Stichwort Wetter: das Stilfserjoch war einen Tag vor meiner Auffahrt wegen 30cm Neuschnee gesperrt,
Stichwort Material: bereits an Tag 2 verbrachte ich schon fast verzweifelnd beim Anstieg zur Piller Höhe 30 min alleine damit, meine Kette mit roher Gewalt wieder aus den Fängen der Speichen und dem großen Kettenblatt zu befreien.
Du wirst gesehen haben, dass ich letztendlich nicht das Rennrad genutzt hatte, sondern eine Alternative auf Grund der Scheibenbremsen und der günstigeren Übersetzung.
Dafür nahm ich gerne auch 2 Kg mehr in Kauf. Am Ende hatten Rad und alles Andere ausser dem nackten Kerl 21 kg. Das hielt ich für okay.
Mit sportlichen Grüßen
Patrick
Datum: 01.10.2013
Tom Prock
Kurze Danksagung zur Rennrad Transalp:
Bin Deine Rennrad Tour 2013 im August alleine gefahren. Super Tour! Vorwiegend einsame Strecken, seeehr fordernde Anstiege. Wer glaubt, nach dem Stilfser Joch hat man das schlimmste hinter sich, irrt (wie ich) gewaltig. Packliste auch ideal. Hatte die ersten beiden Tage immer über 33 Grad, dann Wetterumschwung und am Passo Tonale auch mal 4 Grad mit Starkregen. Da is man froh um jedes Kleidungsstück auf der Abfahrt (und um Scheibenbremsen bei Carbonfelgen).
Abgewichen bin ich nur im Bereich Nauders bis Prad. Da fährts sich am Radweg auf der anderen Seite entspannter als auf der Hauptstraße. Der neue Deuter TransAlpine 32 EL war perfekt. Kein Drücken oder Ziehen. Klare Kaufempfehlung. Kompaktkurbel 50/34 und 28er Ritzel hinten waren gerade so ausreichend.
War eine sehr erholsame Reise! Bis nächstes Jahr!
Datum: 02.09.2013
Karen
Danke für die schöne Alpentour 🙂 – Rennrad-Transalp
Ende August bin ich mit einem Freund Deine Rennradtour von Garmisch nach Garda nachgefahren, mit unwesentlichen Abweichungen (Gavia noch mitgenommen…). Es war eine geniale Tour, vielen Dank für Deine guten Beschreibungen, Karten etc. Nur den letzten Tag fand ich hart: Da meint man es wäre fast geschafft und Du jagst einen noch über den Passo Daone, einer der gefühlt steilsten der ganzen Tour.
Schönen Gruss, Karen
Datum: 26.09. 2011
Chris
Hallo Herr Albrecht,
Ich bin 24 Jahre alt und studiere Maschinenbau in München. In den Semesterferien möchte ich den Kopf einfach mal ein bisschen frei bekommen und habe vor mit dem Rennrad an den Gardasee zu fahren. Bei ihnen bekomme ich ja wirklich jede Hilfe, die ich für so eine Tour benötige. Genau diese Tour will ich nun auch fahren. Danke, dass Sie sich die Mühe gemacht haben und so einen detaillierten Bericht ins Netz gestellt haben. Ob ich nun genau so extrem bin wie sie und teilweise 3000hm am Tag schaffe weiß ich nicht, und vielleicht brauche ich auch 2-3 Tage länger.. Egal! Ich versuche es und hoffe Ihren Routen folgen zu können.
Danke, dieser Bericht hat mich zusätzlich sehr motiviert!
Viele Grüße & weiter so!
Eine kleine Änderung zu Ihrer Route hatte ich dann doch: Von Bormio aus bin ich über den Gaviapass gefahren – sehr tolle Route und wahnsinns Natur.
Danke, ohne Ihren Bericht hätte ich nie so eine tolle Erfahrung mit so geringem organisatorischem Aufwand geschafft!
Chris