4. Tag: Val Mora, Passo Verva
Strecke: 77,7 km, 1370 hm
Tschierv - Val Mora - Lago Cancano - Torri di Fraele - Arnoga - Passo di Verva - Eita - Grosio
- 10 %: Straße
- 17 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 62 %: Feldweg, Schotter
- 11 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: 04-ALR-Tschierv-Grosio.gpx
siehe auch Variante ab St. Maria im Münstertal und ab Torri di Fraele über Bormio: Hinweise weiter unten, eingezeichnet auf Übersichtskarte, separates Höhenprofil
- GPS-Track: 04-var-ALR-StMaria-PraVau.gpx
- GPS-Track: 04-var-ALR-Torri-di-Fraele-Bormio.gpx
Grobe Schotterabfahrt vom Passo di Verva nach Eita
Übersichtskarte
schwarz: aktuelle Hauptroute
rot: aktuelle Varianten der Hauptroute
magenta: Ur-Route 2004
Aktuelles Höhenprofil
Nach dem Start in Tschierv folgt die Strecke immer dem MTB-Weg 444, der inzwischen auch Teil des Nationalpark-Marathons ist, der von den Schweizern jedes Jahr im August ausgerichtet wird. Nach einer schönen Einrollstrecke über Fuldera verlieren wir etwas Höhe, ehe in Runca die Auffahrt zum Döss Radond beginnt. Bei Pra da Vau wird es etwas flacher und eine Wasserstelle gibt Gelegenheit, die Trinkflaschen nachzufüllen. An der Weggabel mündet die Nebenroute ein, die in St. Maria im Münstertal begonnen hat und bis hierher deutlich steiler und anstrengender ist.
Auffahrt zum Döss Radond
Nächster Sammelpunkt und Wasserstelle ist in der Nähe der Alp Praveder.
Alp Praveder
Nach einer kurzen Rast sind die letzten Höhenmeter zum Döss Radond schnell vergessen.
Die letzten Meter zum Döss Radond
Und kurz hinter der Alpe ist es soweit.
Das Ziel des ersten Anstieges des Tages ist in Sichtweite
Döss Radond - der Übergang ins Val Mora
Wir finden alle wieder zusammen. Es ist sonnig, aber doch ein wenig frisch. Wir sind ganz allein in den Bergen, wenn man von den zahlreichen Murmeltieren absieht, die sich durch ihr charakteristisches Pfeifen bemerkbar machen. Matze kann die Geräusche täuschend echt nachmachen. Es ist, also ob sie sich unterhalten. Wir ziehen die Windjacken über und genießen die Abfahrt durchs Val Mora.
Val Mora
Hier verlief im Mittelalter eine alte Handelsstraße. Sie verlor ihre Bedeutung als andere Passübergange entstanden sind wie der Umbrail. Der Pass Umbrail ist mit 2601 m zwar deutlich höher als der Döss Radond (2234 m). Der weitere Weg ist im unteren Teil des Val Moras allerdings auch sehr erosionsgefährdet, wie wir gleich sehen werden. Das Hochtal ist bei diesem Wetter einfach überwältigend. Wir halten oft an und schauen auf die uns umgebenden Dreitausender.
Val Mora - Wasserstelle in der Nähe der Alp Mora
Die Bilder brennen sich ein. Diese alpine Kulisse sucht ihresgleichen. Wildromantisch ist es hier. Man meint, jeden Moment könnte Winnetou um die nächste Wegbiegung geritten kommen.
Und es werden in der Tat immer wieder Wanderreiter im Val Mora gesichtet
Aus der Schotterpiste wird ein Wiesentrail, der sich später durch Krüppelkiefern schlängelt.
Wiesentrail im Val Mora
Trail durch Krüppelkiefern im Val Mora
Ab der Bachbrücke wird das Tal schmaler, der Pfad zieht sich an der linken Fluss-Seite durch die Geröllhalden und zwingt einen ab und an zum Absteigen. Wer nach einem schneereichen Winter zu früh im Jahr unterwegs ist, kann Pech haben. Dann ist nach Lawinen im Winter und Murenabgängen unter Umständen der Weg noch verschüttet.
Nach der Brücke beginnt der Trail durch die Geröllhalden
In der Regel kann man ab Mitte Juni den Trail passieren. Er wird jährlich von der Schweizer Seite aus hergerichet. Infos zum aktuellen Zustand erhält man bei der Touristinfo im Val Müstair.
Wir nähern uns der grünen Grenze am Passo Val Mora.
Am Passo Val Mora verlassen wir die Schweiz über die grüne Grenze.
Passo Val Mora
Nach der grünen Grenze sind wir nun schon in Italien. Wer die Augen nicht aufsperrt, bekommt die Grenze gar nicht mit.
Auf dem Weg zu den Stauseen Lago di San Giacomo di Fraele und Lago di Cancano
Am Passo Fraele geraten die Stauseen ins Blickfeld.
Der erste Stausee ist der Lago di San Giacomo di Fraele
Wir halten uns bei der Seeumfahrung rechts. An der mittleren Staumauer ist rege Bautätigkeit zu erkennen. Die gewaltigen Wasserreservoire müssen instand gehalten werden.
Lago di Cancano
Wir passieren die Einmündung des Schotterweges vom Passo Alpisella. David und ich sind im Juli diesen Jahres auf Heckmairs Spuren von Livigno kommend hier entlang gefahren. Wir erinnern uns, dass wir damals am späten Nachmittag auf Quartiersuche waren und erst in Arnoga Unterschlupf fanden. Heute liegen wir gut in der Zeit. Am Rifugio San Giacomo stehen die Liegestühle einladend in der Sonne - Kaffeepause.
Rifugio San Giacomo
Als ob sich seit unserem Aufenthalt vor einem Jahr nichts verändert hätte, ist auch das kleine Kätzchen wieder zur Stelle und turnt auf David herum.
Schließlich fahren wir weiter, immer die Schotterpiste am See entlang. Oberhalb der Staumauer halten wir beim Rifugio Monte Scale noch einmal an und bewundern die Bergwelt. Das Sommer-Skigebiet des Stilfser Jochs ist deutlich zu erkennen. Klar zeichnen sich die dunklen Liftmasten über dem weißen Schnee ab. Wir sind jedoch nicht sicher, ob die Lifte laufen.
Eindrucksvolle Aussicht am Rifugio Monte Scale
Auch der Zick-Zack-Trail durch die Felswand des Valle Forcola ist deutlich zu sehen. Bei solchem Wetter ist das auch eine wunderbare Strecke. Von Santa Maria aus wäre es jedenfalls möglich, diese Variante zu fahren. Man müsste halt das Val Mora auslassen und die wenig befahrene Straße zum Pass Umbrail nehmen, um dann auf dem Höhentrail zur Bocchetta di Forcola zu gelangen. Eine schwere Entscheidung; bisher ist sie bei mir immer zu Gunsten des Val Mora ausgefallen. Irgendwie erscheint mir diese Route logischer. Die Variante über die alten Militäranlagen aus dem 1. Weltkrieg ist eher passend als Fortsetzung einer Transalproute, wenn man vom Stilfser Joch her kommt. Diese Idee ist inzwischen eingeflossen und umgesetzt in der Albrecht-Route Top of the Rocks.
Weiter geht's in Richtung Torri di Fraele.
Am Lago delle Scale vorbei - im Hintergrund Cima de Piazzi
An den Torri di Fraele sind wir heute nicht alleine.
Es finden Revierkämpfe statt.
Wer oben steht, hat gewonnen!
In unserer Gruppe geht es friedlicher zu. Wir begutachten die noch vor uns liegende Strecke.
Torri di Fraele: Blick in Richtung Val Viola
Nun gut, über den folgenden Weg brauche ich nicht lange zu rätseln.
Torri di Fraele: Blick auf Serpentinenstrecke und geradeaus in Richtung Val Viola
Nach den Torri di Fraele geht es in der dritten Serpentine rechts ab Richtung Arnoga, über die Schotterpiste "Decouville".
Decouville: geniale höhengleiche Verbindung nach Arnoga - entstanden für eine Kleinbahn beim Bau der Stauseen Lago di San Giacomo e Fraele und Lago di Cancano
Dafür brauchen wir heute recht lange, nicht weil wir schlapp wären, sondern weil uns die Aussicht überwältigt und wir immer wieder anhalten, um alles in uns aufzusaugen.
Gletscher des Cima de Piazzi (3439 m)
Decouville: ca. 18 km flache Strecke zwischen Torri di Fraele über Arnoga ins Val Viola
In den letzten Tagen habe ich in Anbetracht der uns umgebenden landschaftlichen Highlights immer wieder gesagt: "Am nächsten Tag wird es noch einen Zacken schärfer!" Es ist tatsächlich so. Die Eindrücke eines Tages werden übertroffen von den Impressionen des nächsten und so weiter in der Abfolge dieser Traum-Transalp. Eigentlich wollte ich gerade schreiben: "dieses Transalp-Traumes", aber da klang so etwas an wie "Alp-Traum" und dieser Eindruck ist eindeutig fehl am Platze. In Arnoga machten wir damals Cappuccino-Rast (das Hotel "Li Arnoga" ist derzeit geschlossen, eine Öffnung nicht in Sicht). Die Rast war eigentlich unnötig, wie ich im nachhinein feststellen musste. Durch die kurze Pause verliert man das lockere Gefühl in den Beinmuskeln, das sich auf der langen Flachstrecke eingestellt hat. Dieses Gefühl kann man am Passo Verva gut gebrauchen. Matze und Christian fahren die schwere Schotterpiste komplett durch. Alle anderen schieben ab und zu.
Es ist ein Kampf hoch zum Passo di Verva
Schließlich erreichen wir die Passhöhe.
Mein leider viel zu früh verstorbener Freund Uli "La Grappa" Reimelt am Passo di Verva
Den Schotter-Downhill nach Eita lassen wir ruhig angehen.
Abfahrt vom Passo di Verva
Immer wieder unterbrechen wir die Abfahrt. Es wäre eine Sünde, die eindrucksvolle Landschaft einfach so an sich vorbeirauschen zu lassen.
Der Felsen in der Nähe des Rifugio Falcks gibt Gelegenheit zum Herumkraxeln und Herumschauen
Schließlich kommt das kleine Bergdörfchen Eita ins Blickfeld.
Die letzten Meter auf der Schotterpiste: Einrollen nach Eita
Im Bergdörfchen Eita hat uns das Leben wieder. Hier wird noch ursprüngliche Landwirtschaft betrieben, allem Anschein nach meist von den älteren Bewohnern des Tales. Ein Bauer und seine Frau sind damit beschäftigt, mit Hilfe einer Art Häckselmaschine den Dung zu zerkleinern, um ihn besser auf die Felder aufbringen zu können. Im Vorgarten eines kleinen, uralten Bauernhauses liegt ein alter Mann im Schatten, dick in Filzdecken eingemummelt, seine Frau neben ihm. Ich grüße freundlich: "Buon giorno!". Sie nicken und wünschen uns eine gute Reise: "Buon viaggio, ragazzi!" Es wirkt wie eine Idylle, ich kann mir aber gut vorstellen, wie hart das Leben hier oben war und wie schwer es ursprüngliche Lebensformen haben, sich in der heutigen Zeit zu behaupten. Ich denke vor mich hin: "Allen Schickimicki-Kram wie Handy, vollgefedertes Bike und GPS hin und her - wenn es hart auf hart käme: Die Leute hier oben würden wohl eher klarkommen, wenn sie sich selber behelfen müssten, als wir verstädterte Menschen des 21. Jahrhunderts." Nun ist es aber genug mit dem Philosophieren. Es geht nur noch abwärts ins Valtellina. Das Etappenziel Grosio ruft.
Grosio
In Grosio wartet das "Hotel Sassella" auf uns. Die rasante Abfahrt über 1000 Höhenmeter auf der kleinen Straße blasen alle fragenden Gedanken aus dem Kopf und die mediterrane Luft des Valtellina tut ein übriges, um keine bohrenden Zweifel über Sinn oder Unsinn einer Transalp aufkommen zu lassen. Freudig begrüße ich Marcella und Jim Pini, den Chef des familiär geführten Hotels. Ich fühle mich wie zu Hause.
Hotel Sassella - damals noch mit dem Namen Albergo
Wenn man am 5. Tag die Hauptroute über Val di Rezzalo fahren will, kann man sich überlegen, ob man von Grosio aus noch bis nach Sondalo fährt und dort im HOTEL DELLE ALPI übernachtet. Das liegt im Ortsteil Bolladore direkt an der Albrecht-Route. Von Grosio bis Bolladore sind es ca. 5 km und 150 Höhenmeter.
Variante: Start in St. Maria im Münstertal über Passo di Verva nach Grosio
Strecke: 72,7 km, 1576 hm
St. Maria im Münstertal - Pra da Vau - Val Mora - Lago Cancano - Torri di Fraele - Arnoga - Passo di Verva - Eita - Grosio
- 12 %: Straße
- 15 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 62 %: Feldweg, Schotter
- 11 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: 04-var-ALR-StMaria-PraVau.gpx (von St. Maria i.M. bis Pra da Vau), dann weiter wie Hauptroute mit GPS-Track: 04-ALR-Tschierv-Grosio.gpx
Bei unserer Tour auf der Ur-Route starteten wir in St. Maria. Buchstäblich aus dem Stand geht es nur bergauf. Und das bis Pra da Vau auf sehr steiler Schotterpiste. Dort ist nun die Verbindung mit der Hauptroute wie oben beschrieben.
Variante: ab Torri di Fraele über Bormio und den Sentiero Valtellina nach Grosio
Strecke: 72,0 km, 871 hm
Tschierv - Val Mora - Lago Cancano - Torri di Fraele - Premadio - Bormio - Tola - Le Prese - Sondalo - Grosio
- 6 %: Straße
- 41 %: Radweg, Teer, Nebenstraße mit wenig Verkehr
- 41 %: Feldweg, Schotter
- 12 %: Trail, Pfad
- GPS-Track: 04-var-ALR-Torri-di-Fraele-Bormio.gpx
Von den Torri di Fraele geht es auf den Serpentinen und parallelen Trails hinab nach Premadio und weiter auf Rad- und Nebenwegen hinunter bis Grosio, dabei passiert man im Valdisotto bei Aquilone die Stelle des katastrophalen Val Pola-Bergsturzes vom 28. Juli 1987 (siehe auch das Bild in der folgenden Fotostrecke).
Wenn man die Albrecht-Route als 6-Tages-Tour fahren will, empfiehlt sich diese Variante. Ab Le Prese fährt man gleich zur "La Baita" ins Val Rezzalo (verkürzt die Transalp um einen Tag) - siehe auch den Bericht zu einer 6-Tage-Tour
Bilder an der Strecke der Variante abTorri di Fraele über Bormio und den Sentiero Valtellina nach Grosio
Bei der Abfahrt von den Torri di Fraele auf der Nebenroute nach Premadio gibt es einen schönen Hochgeschwindigkeitstrail
Sentiero Valtellina: perfekter Zubringer. Verläuft inzwischen fast durchgängig als Radweg abseits der Straße von Bormio bis an den Comer See.
Vom Radweg zwischen Aquilone und Le Prese sieht man noch die Spuren des gewaltigen Bergrutsches im Tal der Adda, der im Jahr 1987 dazu führte, dass der Gaviapass asphaltiert wurde, da die normale Zufahrt nach Bormio verschüttet war.
Valdisotto bei Aquilone: vom Radweg aus sieht man die Stelle des katastrophalen Val Pola-Bergsturzes vom 28. Juli 1987 (detaillierte Infos dazu hier)
Ur-Route
4. Tag: 73 km, 1503 hm
St. Maria im Münstertal - Val Mora - Lago Cancano - Arnoga - Passo Verva - Eita - Grosio
Übernachtungstipps
Grosio: Hotel Sassella, I-23033 Grosio, Via Roma 2 +39-0342-847272, super Küche, Sauna; www.hotelsassella.it
Inzwischen ist aus dem Albergo ein Hotel geworden, das im Sommer gut von Transalplern frequentiert wird, die meisten davon unterwegs auf der Albrecht-Route.
Grosotto: Hotel Le Corti, I-23034 Grosotto, Via Patrioti 73, Tel.: +39-0342-848624 www.garnilecorti.it
Sondalo-Bolladore: HOTEL DELLE ALPI 23035 Sondalo (SO), Via Bolladore, 19, Tel.: +39-0342-801412 (liegt an der Nebenroute)
Übernachtungstipps an der Variante über Bormio
Bormio
- Hotel Giardino, Via Per Piatta, 11, 23032 Bormio SO, Italien, Tel.: +39 0342 903132
- HOTEL Funivia, Via Funivia, 34, 23032 Bormio SO, Italien, Tel.: +39 0342 903242
- Ostello Alpino, Via Milano, 88, 23032 Bormio SO, Italien, Tel.: +39 0342 902712